ERZHERZOG LUDWIG SALVATOR Der Prinz des Mittelmeeres

LUDWIG - SALVATOR - GESELLSCHAFT

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Entourage
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Vratislav Vyborny

23.9.1853 (Kuttenberg/Böhmen) – 25.7.1877 (Palma de Mallorca)

 

Vratislav Vyborny war der Spross einer angesehenen Kuttenberger Bürgerfamilie (Müller und Lebensmittelhändler), der mit seinen beiden Geschwistern Marie und Rudolph in behüteten Verhältnissen aufwuchs. Er absolvierte seine Schulzeit im berühmten Jesuitenkollegium der Stadt und traf im Alter von 19 Jahren vermutlich in  der Prager Statthalterei auf den sechs Jahre älteren Ludwig Salvator. Der Erzherzog war nicht nur von der klassischen Schönheit des jungen Mannes, sondern auch von seiner angenehm zurückhaltenden und gebildeten Erscheinung angetan. Er nahm Vyborny als Sekretär in seine Dienste, der sich in den folgenden Jahren zu einem unentbehrlichen Reisebegleiter, Mitarbeiter, Berater und Freund entwickelte. Trotz anfänglicher Vorbehalte seiner zu diesem Zeitpunkt bereits verwitweten Mutter zog Vratislav mit dem Erzherzog in die Ferne, bereiste auf der „Nixe“ weite Teile des Mittelmeers (Nordafrikanische Küste, Ägäis, Ionisches Meer, Golf von Korinth, Liparische Inseln und Balearen) und begleitete als Krönung 1876 Ludwig Salvator zur Milleniumsausstellung nach Philadelphia. Anschließend durchquerten sie auf der neuen Eisenbahn-Transkontinentalroute in pittoresk-abenteuerlicher Weise die gesamte USA, um das „goldene Land“ Kalifornien zu besuchen und den Pazifik zu sehen.

Eugenio Sforza, der ebenfalls stets mitreisende Erzieher und Kammervorsteher des Erherzogs, bezeichnete Vratislav Vyborny im Unterschied zu den anderen gelegentlichen jungen Begleitern Ludwig Salvators als wahre Stütze und wertvoller Freund. Vyborny war wegen seines freundlichen und offenen Wesens auch bei der mallorquinischen Bevölkerung auf den Besitzungen des Erzherzogs sehr beliebt und verkehrte freundschaftlich mit zahlreichen Bürgern in der Hauptstadt Palma.

Kurze Zeit nach der Rückkehr aus den USA verliebte sich Vyborny in eine junge Mallorquinerin namens Magdalena Jauner, für die er sogar ernste Absichten hegte. Angeblich war Ludwig Salvator über diese Entwicklung wenig erfreut und verfügte angeblich, während einer Ortsabwesenheit im Juli 1877, seinem Sekretär keine Kutsche zur Verfügung zu stellen, um diesem die Fahrt nach Palma zu erschweren. Beim Versuch, an einem heißen Sommertag dennoch von Valldemossa in die Hauptstadt zu gelangen, setzte sich der junge Böhme zulange ungeschützt der Sonne aus und verstarb nach seiner Ankunft in Palma im Hotel „Fonda Barnills“ an den Folgen eines Hitzschlages.

Der am Abend des nächsten Tages von seiner Reise zurückgekehrte Erzherzog gebärdete sich ob des völlig unerwarteten Todes seines engsten Freundes und Mitarbeiters völlig trostlos, kaufte die Einrichtung des Sterbezimmers, transferierte sie nach Miramar und sperrte sich dort Tage lang mit derselben ein. Der einbalsamierte Leichnam Vybornys wurde nach einem opulenten Trauerzug, der die Schaulust der ganzen Stadt auf sich zog,  in der  vollständig in schwarzen Flor gekleideten Dampfyacht „Nixe“  nach Triest und von dort per Bahn nach Kuttenberg transportiert.

Zum Gedenken an den geliebten Freund ließ Ludwig Salvator in weiterer Folge auf dem Friedhof in Kuttenberg ein von seinem Architekt Friedrich Wachsmann im neogotischen Stil geplantes Mausoleum errichten und gab zudem beim italienischen Bildhauer Antonio Tantardini ein gewaltiges Denkmal aus weißem Carrara-Marmor in Auftrag. Es trägt den Titel „Resurrexit“ und zeigt den von einem Engel (dessen Gesicht angeblich Magdalena Jauner darstellt) zum ewigen Leben erweckten bildschönen Jüngling in meisterhafter künstlerischer Ausführung. Da die Familie des Verstorbenen die Aufstellung des Monumentes in Kuttenberg ablehnte, ließ Ludwig Salvator die eindrucksvolle Plastik nach Mallorca bringen, wo sie bis heute in der Salla Terrena der Monastir de Miramar aufgestellt ist. Weiters gab der Erzherzog die Errichtung eines Ionischen Gedenktempels (Monopteros) aus weißem Carrara-Marmor im Garten des benachbarten Anwesens Son Marroig in Auftrag, in dessen Zentrum für kurze Zeit auch die ebenfalls angefertigte Bronze-Büste des Verstorbenen aufgestellt wurde.

Das nach der gemeinsamen USA-Reise (1876) publizierte Buch „Los Angeles. Die Blume aus dem goldenen Land“ widmete Ludwig Salvator ebenfalls dem viel zu früh verstorbenen Freund.

Bericht in der Zeitung „La Islena“ über die Verabschiedung des verstorbenen Vybornys von der Insel Mallorca: Download PDF