ERZHERZOG LUDWIG SALVATOR Der Prinz des Mittelmeeres

LUDWIG - SALVATOR - GESELLSCHAFT

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Eugenio Cavaliere Sforza

30.5.1820 (Montignoso/Italien)  –  31.7. 1894 (ebendort)

Eugenio Fortunato Bartolomeo Sforza war ein italienischer Naturwissenschaftler, der Erzieher, Lehrer, väterlicher Freund, Reisebegleiter und Kammervorsteher von Erzherzog Ludwig Salvator war.

Er wurde als vierter Sohn des Camerlengo (Kardinal-Schatzmeisters) von Montignoso, Giuseppe Sforza und dessen Gattin Maria Domenica Victina in Montignoso bei Massa Carrara (Toscana) geboren. Gemeinsam mit seinen vier Geschwistern wuchs er im kultivierten Ambiente einer angesehenen aristokratischen toskanischen Familie des 19. Jahrhunderts auf. Er besuchte das Universitätsgymnasium in Lucca, wo er seinen Neigungen entsprechend auch naturwissenschaftlichen Unterricht erhielt. Mit siebzehn Jahren wurde er zum Kadettenoffizier der königlichen Truppen des Herzogtums Lucca ernannt. Im Jahr 1843 – mit nur 23 Jahren – nahm er bereits in der fünften Versammlung der italienischen Wissenschaftler in Lucca, teil, wozu ihn Gaetano Giorgini, einer der fünf Gründer der wissenschaftlichen Kongresse in Italien, ermutigt hatte.

Ab Februar 1846 war er aufgrund eines Motuproprio des Herzogs Carlo Lodovico für vier Jahre im wissenschaftlichen  Labor des Naturalienkabinetts im Palast von Lucca tätig. Mit Dekret vom 13. März 1850 wurde Sforza zum Gehilfen von Professor Carina, dem Direktor des Naturalienkabinetts im Universitätsgymnasium von Lucca ernannt. Diese Aufgabe, die in der Vorbereitung und Begleitung von Vorlesungen, der Betreuung und Erweiterung der naturwissenschaftlichen Sammlungen  sowie der Aufsichtstätigkeit im naturwissenschaft-lichen Museum bestand, erfüllte er bis ins Jahr 1854. In diesem Zeitraum korrespondierte er intensiv mit vielen berühmten wissenschaftlichen Persönlichkeiten der Zeit, insbesondere auch mit Prof. Filippo Parlatore und Prof. Carlo Passerini, den Kuratoren des königlichen Naturkundemuseums in Florenz.

Durch den Kontakt und die Förderung von Maria Carolina von Bourbon-Sizilien, der Halb-schwester von Ludwig Salvators Mutter, gelangte er in Kontakt mit der großherzoglichen Familie in Florenz. Es war auch Großherzogin Maria Antonia, die Gefallen am belesenen und eloquenten Eugenio Sforza fand und ihn persönlich als Hauslehrer für den damals siebenjährigen Ludwig Salvator auswählte. Auf Grundlage des im großherzoglichen Auftrag von Prof. Giuseppe Antinori verfassten Erziehungskonzepts „TracciaLeitfaden für den progressiven Verlauf der intellektuellen Studien seiner Hoheit Erzherzog Ludwig Salvator“ kümmerte sich der 1856 zum Ritter des Ordens des Hl. Stefan ernannte Sforza intensiv um die Erziehung und Bildung des jungen Erzherzogs. Als die großherzogliche Familie 1859 aufgrund der revolutionären Ereignisse die Toscana verlassen musste, entschied sich Eugenio Sforza, seinen Schützling ins böhmische Exil zu begleiten.

Von 1861 bis 1864 folgten lange Aufenthalte in Venedig und dem umgebenden Küstenland, wo auch regelmäßige Studienreisen Teil des umfassenden Ausbildungs-programms waren. Bevor Ludwig Salvator 1865 sein fünfjähriges „Studium irregulare“ mit Vorlesungen berühmter Professoren der Karl-Ferdinands-Universität in Prag aufnahm, bereiste er mit seinem „Ziehsohn“ Deutschland, Helgoland, Dänemark, Schweden, Norwegen und Lappland. 1860 erhielt er aus den Händen von Papst Pius IX. das Gnadenkreuz des Malteserordens.

Der zwischenzeitig auch zum Kammervorsteher, väterlichen Freund und Mentor Ludwig Salvators avancierte Naturwissenschaftler prägte ganz entscheidend die Persönlichkeit des jungen Erzherzogs und begleitete ihn auf nahezu allen seinen Reisen, sei es im gesamten Mittelmeer oder aber auch bei der Durchquerung der USA (1876) und der unfreiwilligen Weltreise anlässlich des Besuchs der Weltausstellung in Melbourne (1880).

Neben den Vorbereitungen sämtlicher Reisen und der wissenschaftlichen Begleitung der erzherzoglichen Publikationen war Sforza auch führend in die Kooperation mit den Verlegern F.A.Brockhaus (Leipzig) und H.Mercy (Prag) eingebunden.

1881, im Alter von 61 Jahren, trat Eugenio Sforza aus dem erzherzoglichen Dienst aus und zog sich auf das Anwesen seiner Familie in Montignoso zurück. Er blieb Zeit seines Lebens in engem Kontakt mit Ludwig Salvator und wurde von diesem auch regelmäßig besucht. Sein Tod am 31.7.1894 stürzte den Erzherzog in unsagbare Trauer, die für seine Umgebung ein geradezu beängstigendes Ausmaß annahm.

Literatur: 

Corrado Giunti, „Luigi Salvatore e Eugenio Sforza“

Dr. Wolfgang Löhnert, „Die Erziehung und das Studium von Erzherzog Ludwig Salvator als naturwissenschaftlich-humanistisches Konzept und Grundlage seiner gesamtheitlichen Erforschung des Mittelmeerraumes“ in Interdisciplinary Perspectives No.3 (2018) – Ludwig Salvator, Erzherzog von Österreich, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften