ERZHERZOG LUDWIG SALVATOR Der Prinz des Mittelmeeres

LUDWIG - SALVATOR - GESELLSCHAFT

wellen-1
Entourage
mallorca-1
kueste-1
An Deck der Nixe 2
hafen-1
nixe-1
Der Campanile der Ag. Dionysios-Kirche 1907

Zante

Druck und Verlag:        Heinrich Mercy Sohn , Prag

Publikumsausgabe:   Leo Woerl, Würzburg und Wien

Erschienen:                      1904

Folio, mit sehr zahlr. Abb. und Tafeln sowie 6 (tlw. gefalt.) Karten und einer gefalt. Distanzentabelle in Buchtasche. Band I: XIV, 687 Seiten; Band II: IX, 449 Seiten.

Nach den „Balearen“ die mit über 1000 Seiten in zwei Bänden umfangreichste Monografie Ludwig Salvators über die südlichste der ionischen Inseln. Nach Jahrhunderte langer venezianischer Herrschaft und einer anschließenden wechselvollen Geschichte wurde die Insel 1953 von einer verheerenden Erdbebenserie heimgesucht, die nahezu alle Baulichkeiten und einen Großteil des reichen kulturellen Erbes zerstörte. Die 1904 vom Erzherzog publizierte Monografie stellt somit ein kulturelles Erbe von unschätzbarem Wert dar.

 

 

AUSZÜGE AUS DEN BUCHBESPRECHUNGEN ÖSTERREICHISCHER ZEITUNGEN:

Prager Tagblatt, 3. August 1904:

Erzherzog Ludwig Salvator, der ausgezeichnete Geograph und Kulturhistoriker, hat eben ein neues
großes Werk beendet. Es behandelt die Insel Zante, die südlichste von den sieben ionischen Inseln und bedeutet in seiner erschöpfenden Vollständigkeit einen wertvollen Beitrag zur Kenntnis der einstigen Sept-insular-Republik.

Die Literatur, die sich mit den ionischen Inseln befaßt, war bisher auf einige ältere französische und
englische Werke beschränkt; die vorliegende Riesenarbeit ist die erste in ihrer Art, und was Vollständigkeit. Sachkenntnis und mühevolle Detailarbeit betrifft, wohl kaum zu übertreffen. Schon die ganze Anlage des Werkes verrät den erfahrenen Forscher und Schriftsteiler.

Es ist nicht möglich, ein anschauliches Bild der Fülle von Ieidenschaftlicher Naturfreude und Iiebevoller
Vertiefung in die Heimstätten einer alten Kultur in diesen kurzen Zeilen zu entwerfen. Wer so wie
dieser illustre Kunstfreund nicht müde wird, die Küsten des Mittelmeeres zu durchstreifen, uns ihre Großartigkeit und Schönheit in Wort und Bild mitgenießen zu lassen, der besitzt das große Herz und die ausdauernde Stift des wahren Künstlers, die in den großen Zügen der Anlage ebenso hervortritt wie in der Kleinarbeit der Skizze und selbst in der Auswahl der photographischen Aufnahmen. Die Photographie der Haustür bei Phaneromeni ist das Werk eines künstlerischen Bildners. Nur ein künstlerisches Auge kann die romantische Schönheit eines alten Tores in dieser Weise empfinden und wiedergeben. Die Photographien überhaupt haben mit den eigenen Zeichnungen des Autors so viel Verwandtes, daß man fast von einem gemeinsamen Stil sprechen könnte. Aus den Zeichnungen ebenso wie aus den Photographien tritt die Schönheit des Mittelmeeres, sein wolkenloser Himmel, sein fast tropischer Pflanzencharakter bildkräftig hervor. Die Mauern, die vor Trockenheit zerbröckeln lassen uns die Wärme jener ewig heiteren Gefilde fühlen, und an- den heißen Felsen der Inseln schlägt vor unseren Augen lebendig die Brandung des kühlenden Meeres.

Österreichs Illustrierte Zeitung, Heft 40,  vom 2. Juli 1905:

Was die Werke Erzherzog Ludwig Salvators auszeichnet, ist die Anschaulichkeit und bei aller sachlichen
Exaktheit-« die liebevolle Schilderung von Land und Leuten, verbunden mit einem feinen Verständnis für die Eigenart der Sitten und Gebräuche, das ist auch dem vorliegendem Werke in hohem Maße eigen. 

Viele haben auf ihren Mittelmeerfahrten Zante gesehen,« schreibt Erzherzog Ludwig Salvator,
der fürstliche Autor des Prachtwerkes über die ionische Götterinsel. ,,Manchen schwebt sie wohl
deshalb in angenehmer Erinnerung, weil sie bei schweren Siidweststürmen in ihrer vor diesen
Winden gut geschiitzten Rhede Anker warfen. Einige haben vielleicht auch Stunden oder Tage dort zit-
gebracht, die Höhe des Kastro bestiegen, eine Fahrt nach Pissa unternommen oder die üppige Ebene durchquert … Wenige aber kennen die an Abstürzen, an geheimnisvollen Seehöhlen, phantastischen Felskegeln reiche Westküste dieser Insel. Man muß sie mit einem Boot umfahren, die Wildtauben aus ihren schattigen Winkeln und Verstecken wegfliegen sehen, man muß jeden kleinen, sandigen Strand, jede kleine Einbuchtung, jeden natürlichen Bogen, der wie ein Riesenstrebepfeiler ins Meer vorspringt, umschiffen, um eine Vorstellung von ihren wilden landschaftlichen Reizen zu erhalten. Man muss andererseits ihre Höhen erklimmen, um die lieblichen Bilder betrachten zu können, welche südlich und östlich sich dem Auge entrollen und von dem ewig schönen Hintergrunde umschlossen sind, den die Küsten des Peloponnes, des Festlandes und des benachbarten Cephalonien bilden. Dann wird das kultivierte, für den Landschaftsmaler scheinbar reizlose Eiland zu einer wahren Fundgrube der schönsten Motive. Es ist nicht bloß die Form, welche den Reiz dieser Szenerie bildet, sondern auch die schöne Farbenabstufung, welche man sich schwerlich reizvoller denken kann. Am Horizonte sind in sanften Lasurfarben, die fernenKüsten hingezeichnet, so klar und so deutlich, daß man fast danach greifen möchte. Der Himmel und das Meer von einer Bläue, wie sie nur dem östlichen Mittelmeer eigen ist und im Vordergrunde das Smaragdgrün der üppigen Weinberge. Als wollte die Natur in diesem Eilande alles Gute vereinen, ist neben der landschaftlichen Schönheit gewiß die angeborene Anmut und Liebenswürdigkeit der Bewohner einer seiner schönsten Vorzüge. Ein jeder, der eine Zeitlang unter denselben geweilt hat und Vergleiche anstellt, wird davon überrascht sein. Einem scheint fast, als ob die. Menschen hier nur dazu leben würden, um den anderen angenehm und dienlich zu sein.

Fügt man auch das milde Klima und den erträgnisreichen Boden hinzu, so kann man sagen, dass Zakynthos zu den bevorzugtesten Inseln des Mittelmeeres gehört!«

Dieses begeisterte Lob aus dem Munde des fürstlichen Geographen ist umso schwerwiegender, als Erzherzog Ludwig Salvator bekanntlich nicht bloß als der hervorragender Forscher und Kenner der Mittelmeerwelt gilt, sondern auch aus seinen Studienfahrten rund um den Erdball genügsamere Länder und fremdes Menschentum kennen gelernt hat. Wenn ihm trotzdem Zakynthos und die Zantioten noch
so viel Interesse und Sympathie abgewannen, so dürfte sein Werk jedenfalls künftighin bahnbrechend für den Fremdenzufluß nach der schönen Ionerinsel wirken, zumal in den letzten Jahren ohnedies ein ganz erstaunliches Anwachsen der Vergnügungsreisen auch zur See und speziell im adriatischen Meer wahrzunehmen ist.

Schon die meisterhafte Schilderung und künstlerische Darstellung des Erzherzogs nimmt ja einen großen Teil des Reisegenusses vorweg. Wohin er seine Hörer und Leser auch führt, vertieft und durchgeistigt sich selbst das Anscheinbarste. Lichtvoll zeigt er, von seiner kundigen Hand entschleiert, das geschichtlich Gewordene, wie das aus dem Walten der Naturkräfte schicksalsvoll Entsprungene. Das Myriadenleben der Meeresfanuen, wie die insularen Typen, nicht minder aber namentlich auch das Volkstum der Zan-
tioten finden in dem Erzherzog einen Kenner allerersten Ranges. Von der überwältigenden Fülle seiner Beobachtungen in diesen Blättern auch nur annähernd einen Begriff zu erhaschen. 

Zweifellos wird das treffliche Werk vollauf seinen idealen Zweck erreichen: Einen wichtigen Beitrag zu leisten zur planvollen Erforschung der mittelländischen Kulturwelt, dieses weltgeschichtlichen Tummelplatzes gewaltiger Nationen und Ereignisse und der Wohnstätten eines gottbegnadeten Menschentumes, dessen Werden, Wirken, Streben, Dulden und Leiden seit fünf Jahrtausenden sich mit unauslöschlichen Spuren auf allen geistigen Schaffensgebieten Europas eingezeichnet hat.