ERZHERZOG LUDWIG SALVATOR Der Prinz des Mittelmeeres

LUDWIG - SALVATOR - GESELLSCHAFT

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Zärtlichkeits-Ausdrücke und Koseworte in der friaulischen Sprache

Druck und Verlag:    Heinrich Mercy Sohn , Prag
Erschienen:                  1915

Großquart, VIII, 234 Seiten.

Berührende – linguistisch hoch interessante – Sammlung von Zärtlichkeitsaudrücken und Koseworten in der friulanischen Sprache (friulanisch-italienisch-deutsch). Wohl auch Ludwig Salvators stiller Protest gegen die Barbarei des 1. Weltkrieges. Das Werk entstand unter Mitarbeit von Prof. Ugo Pellis, der Schriftsteller  Dolfo Zorzut und P. Maria Lacroma sowie der Redaktion von Prof. Giorgio Pitacco.


BUCHBESPRECHUNG IN DER „WIENER ZEITUNG“ Nr. 237 vom 13.10.1915:

„Das letzte Werk Erzherzogs Ludwig Salvator. Vor wenigen Wochen ist im Verlage von Heinrich
Mercy Sohn, Prag ein stattlicher Band erschienen:
„Zärtlichkeitsausdrücke und Koseworte in der friulanischen Sprache.“ Das Werk (VIII und 234 Seiten in Großquart) trug keinen Verfassernamen. aber man wußte, daß es der Feder jenes durchlauchtigsten Prinzen des Allerhöchsten Kaiserhauses entstammte, der in der liebevollen Darstellung der südlichen Welt, insbesondere der Mittelmeerländer und ihrer Volkskunde unerreicht war. 

Es war das letzte Werk des durchlauchtigsten Erzherzogs Ludwig Salvator, das letzte in der langen Reihe teils gelehrter, teils vom dichterischen Genius eingegebener Publikationen des Prinzen, der das südliche Meer und seine Küste mit heißer Liebe umfaßte, mit schönheitstrunkenem Auge schaute und mit dem Eifer des echten Gelehrten erforschte. Über das Werk schreibt uns P. M. Lacroma:

Im vorigen Winter beherbergte die Stadt Görz einen hohen Gast. Nicht sein geliebtes Meeresrauschen
sang ihn da in wohltätigen Schlaf. Kein Säuseln der Bäume raunte ihm seine tiefempfundenen Prosa-
gedichte zu. Modernes Hotelgetriebe umgab ihn. Als aber der erlauchte Herr in der schönsten Görzer
Villa sein Heim aufschlug, inmitten eines idyllisch-einsamen Parkes, fand er sich selbst wieder, und der
Geist liebgewohnter Arbeit pochte an seine Tür. So entstand das durch mannigfache äußere Einflüsse inspirierte friulanische Werk. Und die Feder, die einst die Balkaren verherrlicht und so viele wissenschaftlich wertvolle Bücher geschrieben, schuf ein Werk über das jetzt vom Kriege heimgesuchte Friaul. 

Erzherzog Ludwig Salvator sammelte die Zärtlichkeitsausdrücke und Koseworte in der friulanischen
Sprache. Damals dachte man nicht an einen Krieg mit Italien, das seine Treulosigkeit noch nicht enthüllt hatte, und fern von politischer Sorge widmete sich der edle Prinz seiner Arbeit. Eifrig studierte er die in der Einleitung seines Werkes eingehend gewürdigten und dort chronologisch verzeichneten Friuler Dichter sowie die in die Gegenwart hineinragenden Amateurübersetzer von fremdsprachigen Gedichten. Darunter spielt eine erste Rolle der in Görz als mehr denn Achtzigjähriger verstorbene Graf Cali cc, der in der Muße seines Diplomatenruhestandes Schillers „Glocke“ meisterhaft ins Friaulische übertrug. Dem größten friulanischen Dichter Pietro Zorutti, dessen Denkmal im Görzer Volksgarten aufragt, widmet der Erzherzog die ihm gebührende Aufmerksamkeit, ebenso den verschiedenen Verfassern und Komponisten der lyrischen „Vilote“, die eigentlich schwer zu charakterisieren sind, da sie ein Mittelding zwischen Volkslied und epischer Dichtung bilden. Altersgraue Sagen und schauriger Geisterspuk spielen darin eine große Rolle. Alle jedoch führen zu dem einen Ziele, zur weltbeherrschenden Liebe.

Während die Frauen und Mädchen spinnen, erzählen die reiferen Matronen von den Landesereignissen
früherer Zeiten, wobei ihre Jugenderoberungen eine große Rolle spielen. Manchen Heiterkeitsausbruch gibt‘ es da unter dem losen jungen Volk, denn wenig glaubhaft klingen ihnen die „furors“ aus zahnlosem Mund und runzligem Antlitz. Aber es fehlt auch nicht an galanten alten Männern, die bedächtig die Pfeife aus dem Munde nehmen und den alten Mütterchen Respekt für ihre Worte verschaffen. Und so löst sich alles in Wohlgefallen auf. Der „fantatis“ blitzende Augen leuchten um so verführerischer zur Gruppe der „zovins“ hinüber, auf daß auch sie dereinst von den Eroberungen junger Tage zu erzählen wissen. Unter Sang und Klang der verschiedenen „Vilote“ mit ihren wechselreichen „ciueli-tiiw“ voll wehmütigem Liebessehnen vergeht der für dle schlichten Leute genußreiche Abend.

Den melodischen Liedern der Friulaner reiht sich die nicht minder melodienreiche Sprache an, die besonders in den originellen Blumenvergleichen der Koseworte sich äußert. Am häufigsten vergleicht ein Liebender seine Flamme mit einer Pfirsichblüte:

„Tu ses la me piarsuline !“ ist das schönste Schmeichelwort.

Mit bewunderungswürdigem Eifer und liebevoller Ausdauer sammelte der nun verewigte kaiserliche Prinz all die unzähligen Zärtlichkeitsausdrücke und Koseworte, die dem Volke eigen. Alle, die ihn hiebei unterstützt und gefördert haben, nennt er in gewohnter Höflichkeit, und am allerwenigsten spricht er von der eigenen genialen Idee, dieses einzig dastehende lexilographische Werk zu schaffen. Um die folgerichtige Zusammenstellung und die gebotenen etymologischen Winke hat sich Professor Pitacco verdient gemacht, desgleichen um die deutsche Übersetzung des polyglott gehaltenen Buches; denn nur dadurch konnte es seinen Zweck erfüllen. Das Deutsche geht voran, behufs Erläuterung des anschließenden friulanischen Textes, dem dann auch eine reinsprachige italienische Übersetzung folgt. 

So entfalten sich in der Kolonne Wort um Wort, Satz um Satz des stattlichen Bandes. Eine genauere Charakteristik von Land und Leuten als durch die Urwüchsigkeit ihrer Sprache, die ja als beredteste Mittlerin ihrer Sitten und Bräuche auf den Plan tritt, ist wohl nicht denkbar! Die Menschen in ihrem Fühlen, Denken und Handeln erstehen zwischen den Zeilen, ob in Lieb und Leid, ob im Kosen und Scherzen. Und so stellt das Werk eine ungemein kostbare Bereicherung der Volkskunde dar.

Die braven Friauler verdienten es doppelt, des liebevollen Interesses eines Habsburgischen Prinzen
sich zu erfreuen, nachdem sie im jetzigen Kriege ergreifende Beweise ihrer kaiser- und reichstreuen
Gesinnung gegeben haben. Weder die bewaffnete Macht des Feindes noch seine gleisnerischen verheißenden Lockungen konnten ihren Patriotismus ins Wanken bringen, und ihre Losung ist nach wie vor ein getreues und begeistertes: „Viva l´Austria!“


BUCHBESPRECHUNG IN DEN „MITTHEILUNGEN DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN GEOGRAFISCHEN GESELLSCHAFT“ 1916, Hauptteil, S.70

„Das vorliegende vornehm ausgestattete Werk ist eine Frucht der großen Liebe, die der leider vor kurzem dahingeschiedene hohe Verfasser stets dem Leben, den Sitten und Bräuchen der Völker entgegenbrachte, ­
in deren Mitte er weilte. Diese letzte Veröffentlichung weiland Erzherzogs Ludwig Salvator bietet, wenn sie auch vor vorwiegend ­vom sprachwissenschaftlichen Standpunkte wertvoll ist, doch auch dem Volksforscher viel Interessantes, indem sich in der großen Menge der Ausrufe, Redensarten, Sätze und ganzen Gespräche  – zusammen über 1400  – das ganze Empfindungsleben des Volkes wiederspiegelt.  Die Sammlung bezieht sich speziell auf das österreichischeGebiet des friaulischen Dialektes, also die Gegend von Görz, Cormons und Aquileja bis zum Isonzo. Das früher ebenfalls friulanische Gebiet von Monfalcone ist heute venezianisiert. Einst reichte die friulanische Sprache bis nach Muggia in Istrien hinüber. In der Einleitung gibt der hohe Verfasser eine Darstellung der geographischen Verbreitung des Friaulischen, der Entwicklung der friaulischen Literatur seit dem 14. Jahrhundert, einen Überblick ­über das in der Sammlung enthaltene Material mit Hervor Hervorhebung ­der wichtigsten charakteristischen Erscheinungen und mit
volkskundlichen Bemerkungen. Das Material selbst ist in zwei Abschnitte ­gegliedert, deren erster alle auf die Liebe von Mutter zu Kind bezüglichen Ausdrücke und Redensarten enthält, während der zweite
Teil sich auf das Liebesieben bezieht. Die Beifügung der italienischen Übersetzung neben der deutschen erleichtert vielfach das Verständnis des Originaltextes.

Die Sammlung der Ausdrücke usw. ist zum größten Teil Verdienst ­des Professors Ugo Pellis in Triest und des jungen Dichters Dolfo Zorzut aus Cormons. Professor Dr. Giorgio Pitacco in Görz ordnete und übersetzte die Ausdrücke ins Deutsche und Italienische.Professor Pellis stellte überdies das am Schlüsse angefügte Wörter Wörterverzeichnis ­zusammen, das Belegstellen für alle Worte und etymologische ­
Winke enthält.

So ist durch die Anregung des verstorbenen Erzherzogs und unter seiner Anleitung ein Werk entstanden, das ihm ein bleibendes Denkmal für seine Verdienste um Volks- und Sprachforschung sein wird.“ 

L. Bouchal.


BUCHBESPRECHUNG IN DER „ÖSTERREICHISCHEN ILLUSTRIERTEN ZEITUNG“ vom 17.10.1915, S. 76

„Der Erzherzog war auch Mitarbeiter unserer Zeitung, als welcher er verschiedentlich wertvolle Beiträge für die­ selbe schrieb. Erst kürzlich ging uns auf seine Ver­anlassung sein jüngstes Werk zur Besprechung zu und
diese war schon zur Aufnahme in dieser Nummer be­stimmt, als die Nachricht von seinem Tode einlief. Die
Besprechung gelangt untenstehend zur Veröffentlichung. Das besprochene Werk ist nun sein letztes geworden. „Zärtlichkeitsausdrücke und Koseworte in der friulanischen Sprache“ ist der Titel eines hochinteressanten und wertvollen Werkes, das soeben im Verlage von Keinr. Mercy Sohn in Prag
erschienen ist und den in wissenschaftlichen Kreisen als wackeren und hochgeschätzten Genossen bekannten Erz­herzog Ludwig Salvator zum Urheber hat. Durch das Buch hat die Sprachkunde im allgemeinen und die des ladinischen Sprachkreises im besonderen eine äußerst wertvolle Vervollständigung und Bereicherung erfahren. In einer Einleitung wird zunächst Stellung und Be­deutung der friulanischen Sprache und ihrer Literatur erörtert und gewürdigt. Sodann werden im ersten Teile die zwischen Mutter und Kind und im zweiten Teile die unter Liebenden gebräuchlichen und sorgfältig
gesammelten Zärtlichkeits- und Koseworte gebracht. Hieran schließt sich ein Wörterverzeichnis, in dem der
Wortschatz übersichtlich zusammengefaßt ist. Das Werk ist mit einem wahren Bieilenfleiße gearbeitet und mit überaus geschickter und sachkundiger Hand geordnet und gruppiert. Auch seine drucktechnische Ausstattuirg und Ausführung ist mustergültig, ebenso einfach als vor­nehm. Es wird überall die hohe Anerkennung finden, die es verdient.“