ERZHERZOG LUDWIG SALVATOR Der Prinz des Mittelmeeres
Druck und Verlag: Heinrich Mercy Sohn, Prag
Erschienen: 1914
Gr. Oktav, XXXI, 709 Seiten, 1 Bl., 8 Tafeln, 2 mehrfach gefalt.
(1 farb.) Pläne
Historische und zeitgenössische Beschreibung des alten Hafens Porto Pi in der mallorquinischen Hauptstadt Palma.
BUCHBESPRECHUNG IN DEN „MITTHEILUNGEN DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN GEOGRAPHISCHEN GESELLSCHAFT“ 1914, Seiten 287 ff.:
Der hohe Autor, der auf Palma de Mallorca einen prachtvoll gelegenen gelegenen Herrensitz sein eigen nennt und einen Teil des Jahres da daselbst selbst daselbst zuzubringen pflegt, ist ein gewiegter Kenner und treuer Freund Mallorcas. Abgesehen von seinem großen, mustergültigen Werke über die Balearen, hat er noch manch anderes wertvolle Buch hierüber veröffentlicht. Bald waren es Märchen aus Mallorca, die er uns er erzählt, bald reizende, tiefempfundene, vom feinsten Verständnis zeugende Stimmungsbilder, die er uns vermittelte, dann schildert er in einem stattlichen Bande die Burgen und Felsenfesten Mallorcas, kurz
es drängt den hohen Herrn förmlich dazu, die Kenntnis über Land und Leute der Balearen zu verbreiten.
So saß er denn wieder einmal an dem sonnigen Gestade seiner Lieblingsinsel sinnend und träumend und blickte hinaus auf den alten Turm von Pelagres, der „wie ein riesiger, goldener Meilenzeiger in der Geschichte der Menschheit emporragte: als älteste Quarantäneanstalt noch aus der Zeit der aragonischen Könige“. Da faßte er den Plan, alles, was sich auf diesen alten Turm und auf die benachbarten kleinen Häfen von Porto Pi bezog, zusammenzusuchen und zu einer Schilderung zu vereinigen. Drei einheimische Fachmänner unterstützten den durchlauchtigsten Autor bei seiner Arbeit, durchsuchten alte Archive und sammelten reiches Material, das derselbe dann zu einem stattlichen Werke verarbeitete.
Der hohe Kenner der Balearen führt uns bis in das ferne Altertum zurück, erzählt uns von den Schicksalen Porto Pis unter den Römern, unter den Arabern und zur Zeit der Eroberung; dann schildert er Mallorcas Blütezeit und die Entwicklung des Seehandels, der Industrie und Agrikultur unter den ersten europäischen Königen. Insbesonders der Seehandel nahm solche Dimensionen an, daß sich die Notwendigkeit eines zweiten Hafens bei der Stadt herausstellte. Dieser große Aufschwung Mallorcas ist, wie der Verfasser bemerkt, teilweise dem Umstande zuzuschreiben, daß unter den Arabern die Stadt sehr groß und die Kultur ihrer Bewohner weit vorgeschritten war. „Der agrikole Reichtum verband sich mit dem industriellen und anderseits mit der hochentwickelten Schiff Schifffahrt die regen Handelsbeziehungen.“
Mallorcas Handel dehnte sich damals von Gibraltar bis zu den innersten Einbuchtungen des Schwarzen Meeres aus, von den afrikanischen Ufern bis zu den flämischen Gestaden. Die Mallorquina hatten Konsuln und Handelshäuser, die in den wichtigeren Städten der afrikanischen Küste etabliert waren.
Doch jede Medaille hat zwei Seiten. Das Aufblühen Mallorcas zog die Blicke anderer seefahrender Nationen auf sich, welche auf die Schiffe in der Nähe der Balearen eifrig Jagd machten und die Ladungen wegnahmen. Ja selbst am Lande waren die Bewohner infolge der Überfälle der Seeräuber in steter Angst und Unruhe.
Hiezu kamen die Schrecken der über das ganze Mittelmeer sich verbreitenden Pest Pestseuche. Nachdem viele Provinzen der Levante durch die Pest infiziert wurden, verbreitete sich diese entsetzliche Krankheit nach Italien und Sardinien und kam im Jahre 1348 nach Mallorca, wo sie gleich wie in Valencia und Barcelona große Verheerungen anrichtete. Bei der isolierten Lage Mallorcas entwickelte sich dort die Idee der Quarantäne, welche da zum ersten Male in der Welt zur Ausführung kam.
Das Kapitel III berichtet ausführlich über die diesfalls unternommenen Schritte, sowie über die günstigen Erfolge derselben. Die wohltätigen Wirkungen der getroffenen Maßnahmen dehnten sich von Spanien
sukzessive auf das ganze Mittelmeer, ja später auf ganz Europa aus.
Mit Recht bemerkt daher der durchlauchtige Verfasser: „In diesem Momente wird die Geschichte Mallorcas nicht mehr die Geschichte einer kleinen, wenig bekannten Insel, sondern die Geschichte der Welt.
Bis auf unsere Tage haben wir die Wohltaten eines Systems genossen, welches, wenn auch häufig durch die Habsucht einzelner Menschen bekämpft, der Gesamtheit unleugbare Dienste leistete.“
Im nächsten Kapitel erzählt uns der Verfasser von den unterschiedlichen Schicksalen des schon im Jahre 1249 bestandenen Oratoriums von San Nicolas, während er im Kapitel V die allmähliche Vernachlässigung
Porto Pis bespricht. Das letzte Kapitel führt uns in die Gegenwart, schildert Porto Pi als Sommer- und Badestation und erzählt von den Besuchen gekrönter Häupter, von denen uns besonders jene am
meisten interessieren, welche unsere unvergeßliche Kaiserin Elisabeth zweimal nach Mallorca führten. Zum Schlüsse folgt eine Unzahl von Dokumenten, welche sich auf Porto Pi beziehen und auf welche im Texte hingewiesen wird.
Daß der vorliegende, wie alle Werke Seiner kaiserlichen Hoheit vornehm ausgestattete Band nicht bloß lokales Interesse besitzt, sondern auch weitere Kreise interessieren und anregen wird, ist dem Umstande zu danken, daß uns der hohe Autor eine Fülle von historischen Daten bietet und einen weiten Horizont eröffnet, der über die Bucht von Palma de Mallorca hinaus in die Ferne führt und ein buntes Mosaik aus altvergan-genen Zeiten bis zur Gegenwart bietet.
Dr.
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Das Ludwig-Salvator-Buchdigitalisierungsprojekt in Kooperation mit der Medienagentur Reithofer & Partner.
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