ERZHERZOG LUDWIG SALVATOR Der Prinz des Mittelmeeres
Druck und Verlag: Heinrich Mercy Sohn, Prag
Erschienen: 1907
Imperial-Folio, XIII, 475 Seiten, 2 farbig lithograph. Pläne, 40 Tafeln und 35 Textholzschnitte.
Schwergewichtiges (18 kg!) Werk über die nordgriechische Hafenstadt, durch viele Jahrhunderte strategisch äußerst wichtiger Ort am südlichen Balkan mit wechselvoller Geschichte. Ludwig Salvator ließ von seinen Mitarbeitern die wichtigsten, Parga betreffenden und dem Zahn der Zeit zum Opfer fallenden Urkunden in den Archiven von Corfu und Venedig sichten und abschreiben, um sie in kompakter Buchform zukünftigen Wissenschaftler-Generationen zu erhalten.
BUCHBESPRECHUNG AUS „DER BAUTECHNIKER“ vom 29.11.1907:
„Abermals liegt uns eines jener Prachtkunstwerke vor, welches ohne Angabe eines Preises, also nicht für den Buchhandel bestimmt, von Zeit zu Zeit im obgenannten Kunstverlage erscheinen. Wir verraten wohl kein Geheimnis, wenn wir den in Gelehrtenkreisen längst anerkannten Schriftsteller unseren Erzherzog
Ludwig Salvator als Verfasser nennen. Aus der tüchtigen Feder des Erzherzogs ist nun wieder 1 großer Folioband mit 40 Tafeln, 35 Text-Illustrationen und 2 Plänen mit vielen gelungenen Zeichnungen erschienen. Die vorliegende Monographie behandelt die Stadt Parga. In der Einleitung bespricht der gelehrte Autor die schöne Gegend, die Quelle seiner Begeisterung für die Küste und das Städtchen Parga, das herrliche Klima und die wunderbare Lage, noch mehr aber die Heldenhaftigkeit der Bewohner. Anfangs des vorigen Jahrhunderts ist durch einen Vertrag Parga aus der Herrschaft der Venezianer unter die Herrschaft der Türken gekommen und da haben die Parginier ihre Häuser und Gärten, ihre Wiesen und Felder, mit einem Wort ihre Heimat verlassen und sind nach Korfu und den benachbarten jonischen Inseln ausgewandert, um sich dort ihr neues Heim zu gründen. Dieser Heldenmut hat den Erzherzog veranlaßt, sich mit der Stadt und der Umgebung von Parga eingehend zu befassen. Das vorliegende Werk enthält nebst der Einleitung die Schilderung der allgemeinen Verhältnisse, sodann wird die Stadt, die Umgehung und die Küste eingehend besprochen. Ein besonderer Abschnitt ist den Vermutungen über das was Parga im Altertum war geswidmet. Den Schluß bilden Bausteine zur Geschichte Parga.
Parga hegt an der Küste Süd-Albaniens in einer tiefen Einbuchtung und ist 30 Meilen von Korfu und ebenso weit von Levkas entfernt. Die Gegend ist gebirgig, die Täler sind äußerst fruchtbar, die Vegetation eine südliche. Der Autor schildert die Pracht der Orangenhaine, in denen es im Spätherbst zu wandeln eine Freude ist. »In den Hecken blühen Rosen und der Brombeerstrauch trägt noch reiche Früchte und neue, leicht violettfarbige Blüten.« Derzeit hat Parga 2500 Einwohner, von welchen zwei Drittel türkisch, ein Drittel
griechisch-albanesische Moreaten und nur wenige Abkömmlinge der alten Parginier sind. Das alte Parga zählte zur Zeit der venezianischen Oberhoheit 5000 Einwohner. In Parga gibt es zwei Schulen, eine griechische und eine türkische. Von den 52 Kirchen, die einst in Parga und Umgebung standen, liegen viele in Trümmer und nur in 9 wird noch Gottesdienst gehalten. Die Hauptbeschäftigung der Bewohner ist die Baumkultur. Der Grund wird nach der Baumzahl geschätzt: der Ölbaum 3—5 Franken, der Orangen- oder Zitronenbaum zu 15—20 Franken u. s. w. Der erträgnisreiche Exportartikel ist Olivenöl.
Wo derzeit Parga sich befindet, soll im Altertum Torone gestanden sein. Für diese Vermutung spricht sich auch der gelehrte Autor aus, hält es jedoch auch für möglich, daß Torone dort, wo heute Porto San Giovanni liegt, gestanden sein mag. Schon vor Jahrhunderten hat die Stelle der Küste, auf welchem Parga liegt, eine Rolle gespielt, da an dieser Stelle die große Entscheidungsschlacht zwischen Octavianus und Antonius stattgefunden hat. Ebenso hat diese Küste auch im peleponnesischen Kriege eine Rolle gespielt. Parga war ebenso wie Korfu im 4. Jahrhundert unter der Oberhoheit Venedigs, bis es im Jahre 1800 unter die Herrschaft der Türken kam. Die Auswanderung der Parginier hält der Verfasser für ein einzelnes vornehmes Beispiel in der neuen Geschichte. »Die Parginier verließen ihre Behausungen, wo sie geboren wurden,
die Gründe, die sie Jahrhunderte lang gepflegt haben, um nicht in dem Schatten einer anderen Flagge leben zu müssen.«
Die von dem Autor benützten Quellen sind in einer sorgfältig abgefaßten Bibliographie angeführt. Die Werke sind zu meist in italienischer, englischer, französischer und griechischer Sprache verfaßt. Das älteste Werk ist „A Marmora Historia di Corfu, Venezia 1672, das jüngste „Albania Monografia Anthropo-Geografica“ von Eugenio Barbarich Roma, 1905. Die Tafeln sowie die Bilder sind nach Zeichnungen des Autors angefter-
tigt. Das vornehm ausgestattete, sorgfältig gedruckte Kunstwerk gereicht jederBibliothek zur Zierde.“
Dr. B
Zante, il fior di Levante – eine kleine Reise auf die Ionische Insel Zakynthos, die Ludwig Salvator 1904 einzigartig monografierte.
Das Ludwig-Salvator-Buchdigitalisierungsprojekt in Kooperation mit der Medienagentur Reithofer & Partner.
Im Frühjahr 2015 fand in Palma de Mallorca – Casal Solleric eine umfassende Ausstellung über Leben und Werk des Erzherzogs statt.
Herbert und der Archeduque – die erste deutschsprachige Filmdokumentation über EH Ludwig Salvator (1983).