ERZHERZOG LUDWIG SALVATOR Der Prinz des Mittelmeeres
Druck und Verlag: Heinrich Mercy Sohn , Prag (1878) und Leo Woerl, Würzburg & Wien (1885)
Erschienen: 1878 und 1885
Kl. Oktav, 240 Seiten, 15 Abbildungen (13 Holzschnitt-Tafeln und 3 eingedruckte Textholzschnitte).
Vratislav Vyborny gewidmet.
Faszinierende Schilderung der im Aufbau befindlichen größten Stadt Kaliforniens, die beim ersten Besuch des Erzherzogs 1876 noch ein Dorf war. Von Ludwig Salvator als Taschenbuch für Auswanderer gedacht, um mit Hilfe der darin enthaltenen präzisen Beschreibungen der allgemeinen und speziellen Verhältnisse den Grundstein für eine glückliche Zukunft legen zu können. Englische Übersetzung („Los Angeles in the Sunny Seventies“) von Marguerite Eyer Wilbur (1929).
Aus der Biografie Leo Woerls mit Originalzitaten:
Die erste Auflage dieses Werkes 1878 blieb auf engere Kreise beschränkt und nach einem nochmaligen Besuche des geschilderten Landes liess Erzherzog Ludwig Salvator die zweite Auflage 1885 mit 15 Holzschnitten nach Originalaufnahmen von seiner Hand erscheinen. Das Buch gewährt ein ganz besonderes Interesse nicht allein jenen bevorzugten Reisenden, die zu ihrem Sommer- oder Winteraufenthalt nach Belieben die schönsten Gegenden aufsuchen können, sondern im Speziellen den Europamüden, deren Mittel dieses Ziehen gleich den Wandervögeln nicht zulassen und die durch Auswanderung in bessere Breitegrade Gesundheit und Wohlstand zu finden hoffen. Kein Land biete zu solchen Zwecken so grosse Vorteile, keines sei zur europäischen Auswanderung in jeder Beziehung so geeignet, wie Kalifornien, ein Land, welches Fruchtbarkeit des Bodens und Leichtigkeit jedweder industrieller Entwicklung mit Gesundheit des Klimas verbindet, wo die Rauheit des Winters und die Hitze des Sommers ebenso unbekannt sind. Die menschenfreundliche Gesinnung des fürstlichen Autors kennzeichnet sich besonders in folgenden Worten:
„Es war meine Absicht, in dieser Skizze des so gesegneten Winkels Kaliforniens die Möglichkeit, ja die Leichtigkeit des Erwerbes darzuthun und ich würde mich zufrieden schätzen, wenn ich mit diesen Seiten Einigen zur Gründung eines angenehmen glücklichen Daheims verholfen hätte.
Unter dem Namen Südkalifornien versteht man gewöhnlich nicht die noch unter mexikanischer Herrschaft stehende südliche Spitze der Halbinsel, sondern jenen Teil des Unionstaates Kalifornien, welcher sich vom 36. Grad bis zur südlichen Grenze desselben ausdehnt. Unter den sieben Grafschaften Kaliforniens ist keine in ihren Gesamtverhältnissen von der Natur so begünstigt wie jene von Los Angeles, die Erzherzog Ludwig Salvator mit Recht als eine Blume aus dem Goldenen Lande bezeichnet. Das landschaftlich äusserst schöne Gebiet erfreut sich eines sehr gesegneten Klimas, gleichsam eines ewigen Frühlings, sodass sich die grösseren Orte vortrefflich als Luftkurorte qualifizieren. Es giebt keinen Monat des Jahres, wo nicht irgendeine Frucht reifte oder verschiedenartige Blumen blühten. Einen eigentlichen Winter giebt es in Los Angeles nicht, sondern nur eine vier Monate andauernde Regenzeit und darnach erwacht die Natur wie mit Zauberkraft von neuem, die Hügellehnen kleiden sich in Grün, die braune Erde der Ebene strotzt von wogenden Gräsern und die ganze Gegend prangt schon im Dezember im Frühlingsschmucke wie im April und Mai in den Oststaaten. Das Land ist äusserst gesund, dank der Gleichmässigkeit seines Klimas und der trockenen stärkenden Luft, sowie den im Sommer wehenden Brisen, dank auch dem trefflichen Wasser. Der Ozean auf der einen Seite und eine grosse Wüste auf der andern, der Mangel an verpesteten Tümpeln und Morästen schliessen die Möglichkeit miasmischer Einflüsse aus.“
Die folgenden Kapitel des Werkes geben interessante Aufschlüsse über die Einwohner.
„Unter der alten spanischen und mexikanischen Regierung bildeten die Sprösslinge rein spanischen Geblütes die Aristokratie der Gegend und sie sind heute noch die ersten unter den Kaliforniern. Die Grafschaft zählte nach dem Census von 1880 eine Bevölkerung von 33381 Seelen, welche sich aus 31707 Weissen, 138 Farbigen, 1170 Chinesen und 316 Indianern zusammensetzt. Dieselbe ist sehr gemischt, denn aus aller Herren Länder strömen Leute zu diesem Paradies. Etwas mehr als ein Viertel davon sind Kalifornier, unter welcher Bezeichnung man die Spanier und ihre Abkömmlinge sowie Mischlinge mit Indianern versteht. Zum Gegensatz nennt man eigentümlicher Weise Amerikaner alle Angelsachsen und die aus anderen Staaten der Union eingewanderten, welche jetzt die Mehrzahl und den geistigen Kern der Bevölkerung bilden. Es sind intelligente, thatkräftige, industriöse Leute, alle beseelt von lebhaftem Interesse für die Gegend, wo sie Reichtum und Wohlfahrt erlangt haben. Die ursprünglichen Einwohner, die Indianer, verschwinden von Jahr zu Jahr mehr. Trunksucht und von den Europäern vererbte Krankheiten räumen erschreckend unter ihnen auf. Die Chinesen sind die eigentlichen Arbeiter, sehr verwendbar und geben sich infolge ihrer Genügsamkeit mit einem geringeren Tagelohn zufrieden als die weissen Arbeiter.
Ackerbau, Viehzucht, Bienenzucht und Bergbau sind die Hauptzweige der Betriebsamkeit auf dem offenen Lande der Grafschaft, während der Handel, Gewerbefleiss und Obstkultur hauptsächlich die Stadt Los Angeles beschäftigt. Der Ackerbau bildet die Hauptquelle des Reichtums. Der Wein gedeiht in vorzüglicher Güte. Los Angeles ist der beste Traubendistrikt Kaliforniens und das Zentrum der Orangenkultur. Man kultiviert ferner den Öl-, Feigen- und Mandelbaum; selbst unsere Birn- und Äpfelbäume liefern treffliche und reiche Früchte, und unter den Nussbäumen, die sehr verbreitet sind, giebt es Riesenexemplare, deren Erträgnisse sehr bedeutende sind. Die Natur bleibt das ganze Jahr grün, sodass der Landmann mitten im Winter sein gesamtes Vieh weiden sehen kann, während die Vögel munter singen wie im Frühjahr.
Das Werk zählt mit gründlicher Sachkenntnis die Produkte auf, welche das Land in ungemein reicher Weise hervorbringt und welche wohl noch eingeführt und, richtig behandelt, erzeugt werden könnten, bespricht die Preise für Grund und Boden und zeigt, dass auch der Industrie, dem Handel und dem Bergbau eine schöne Zukunft blüht. Ein eignes Kapitel bespricht die Vorteile, welche sich den Ansiedlern darbieten: es giebt im Los Angeles-Thale allein über eine halbe Million Acres, gutes Land, welches auf einen hohen Grad der Kultur gebracht werden könnte. Auch dem Handelsmann und Industriellen steht eine glänzende Zukunft offen, allein die Haupterfordernisse sind wie anderswo: Fleiss, Arbeitsamkeit und Ausdauer, denn dies verlangt man in Amerika in noch reicherem Masse als in unseren Gegenden. Hat man diese Eigenschaften und etwas Kapital dazu, so sind die Chancen, reich zu werden, unleugbar viel bedeutender als in Europa. Für die Europamüden, welche Lust haben, sich dort anzusiedeln, giebt das Buch recht praktische Winke und Ratschläge.
Die rasch aufblühende, von einem Kranz von Bergen umgebene Stadt Los Angeles besitzt meistens einstöckige Häuser, eine schöne Kathedrale, und beseelt von dem Geiste wahrer Toleranz, liegen eine Reihe Gotteshäuser der verschiedenen Glaubensbekenntnisse fast neben einander. Es existieren gute Schulen, von denen eine Hochschule besonders durch ihr stattliches Gebäude hervorragt, auch ist die Stadt mit Gas beleuchtet. Für das materielle Leben und die Existenz der Fremden ist gut gesorgt. Es giebt mehrere grosse, komfortabel eingerichtete Gasthäuser; dieselben sind während der Winterszeit durch Leute, welche die gelinden Lüfte Süd-Kaliforniens geniessen wollen, meist überfüllt. Die Umgebung von Los Angeles bietet interessante Ausflüge, die man per Bahn und per Wagen unternehmen kann, besonders wird der Besuch der alten Mission San Gabriel mit den herrlichen, sie umgebenden Gärten hervorgehoben. Thatsächlich haben auch die alten Missionen die Grundlage zu neuen Ansiedlungen gebildet und viele derselben haben sich zu blühenden Städten emporgehoben. Santa Monica, 17 Meilen von Los Angeles, wird wegen der Seebäder besucht und eine Eisenbahn führt dahin. Das sich darbietende Bild am dortigen Seestrande ist wirklich sehr belebt und anziehend durch die mit langen Stöcken versehenen Mexikaner, braun wie die Kinder der Wüste, und eleganten Damen, welche auf ihren Pferden das Ufer entlang dahineilen. Die Zelte mit Matten, Möbeln und Betten, meist Feldbetten, sind inwendig mit hölzernen Stellagen und Sockeln versehen, das Zelttuch ist darauf genagelt, also festbleibend, indem es für wochen-, ja monatelangen Landaufenthalt bestimmt ist.
San Monica ist der nächste und Wilmington der beste Landungsplatz, der eigentliche Hafen von Los Angeles. Es liegt 23 Meilen südlich von der Stadt, am Ende der Wilmington-Linie der Southern Pacific R.R. Erzherzog Ludwig Salvator schiffte sich auf der dortigen Rhede ein – „die Sonne sinkt in verklärendem Glanze, die fernen Umrisse von Santa Catalina erscheinen und morgen, wenn die leuchtende Sonne wieder aufgeht über diesem gesegneten Lande, werden wir die Küsten von Los Angeles nicht mehr sehen und so lebe wohl, du Blume aus dem Goldenen Lande.“
Zante, il fior di Levante – eine kleine Reise auf die Ionische Insel Zakynthos, die Ludwig Salvator 1904 einzigartig monografierte.
Das Ludwig-Salvator-Buchdigitalisierungsprojekt in Kooperation mit der Medienagentur Reithofer & Partner.
Im Frühjahr 2015 fand in Palma de Mallorca – Casal Solleric eine umfassende Ausstellung über Leben und Werk des Erzherzogs statt.
Herbert und der Archeduque – die erste deutschsprachige Filmdokumentation über EH Ludwig Salvator (1983).