ERZHERZOG LUDWIG SALVATOR Der Prinz des Mittelmeeres
Druck und Verlag: F.A. Brockhaus, Leipzig
Erschienen: 1869 – 1891
Bände | Seiten | Erschienen | ||
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I | Die alten Pityusen | 1. Buch: Ibiza, 2. Buch: Formentera | 309 | 1869 |
II | Die eigentlichen Balearen | I. Allgemeiner Teil | 665 | 1871 |
III | Erste Hälfte | 3. Buch: Mallorca, I. Allgemeiner Teil (Fortsetzung) | 931 | 1880 |
III | Zweite Hälfte | Die eigentlichen Balearen | 509 - 931 | 1884 |
IV | II. Spezieller Teil | 3. Buch: Mallorca | 309 | 1882 |
V | Erste Hälfte. (IV., 444 S.) | 3. Buch: Mallorca. II. Spezieller Teil (Fortsetzung) | 799 | 1884 |
V | Zweite Hälfte | Die eigentlichen Balearen | 445 - 799 | |
VI | I. Teil: Allgemeines | 4. Buch: Menorca | 595 | 1890 |
VII | II. Teil: Spezielles | 4. Buch: Menorca | 463 | 1891 |
Separatdrucke | Seiten | Erschienen | |
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I. Allgemeiner Teil | Die Insel Menorca | 595 | 1890 |
II. Spezieller Teil | Die Insel Menorca | 563 | 1891 |
Die Stadt Palma | 309 | 1882 | |
spanische Ausgabe (Auszug) | Las Baleares, 2 Bände | 90 | 1887 |
KURZBESCHREIBUNG AUS DER BIOGRAFIE VON LEO WOERL MIT ORIGINALZITATEN:
Ein Werk, wie grossartiger auf dem Gebiete der Länder- und Völkerkunde zum mindesten seit Jahrzehnten keines erschien, sind „Die Balearen in Wort und Bild“. Eine Riesenleistung und ein Prachtwerk zugleich in jeder Beziehung: sowohl in textlicher und illustrativer Beziehung, als auch nach Wert und Fülle des gebotenen Stoffes und an Schönheit der Form. Der Fleiss, mit dem der fürstliche Schriftsteller alles auf die herrlichen Inseln Bezügliche zusammengestellt hat, verdient in der That ebenso Anerkennung, wie das Feuer der Begeisterung, mit welchem er die Naturschönheiten zu schildern versteht.
Die Inselgruppe, welche mit dem Namen Balearen bezeichnet wird, beschränkt sich nicht allein auf die Inseln Mallorca und Menorca, sondern umfasst auch die nur wenige Meilen davon entfernten Inseln Ibiza und Formentera, welche von den Alten die Pityusen genannt wurden. Während im ersten Bande die alten Pityusen, Ibiza und Formentera geschildert wurden, sind nicht weniger als 4 Bände der Beschreibung der eigentlichen Balearen und zwar speziell Mallorcas gewidmet, indes die beiden Schlussbände die Insel Menorca behandeln. Um sich einen Begriff von der Fülle und Gründlichkeit des Gebotenen zu machen, sei hier hervorgehoben, dass der Erzherzog 22 Jahre hindurch das Material zu seinem Werke sammelte und dass dasselbe vielfach Lokalquellen entstammt, welche vor ihm niemand hat benutzen können. Wiederholt ist der Erzherzog zum Zweck erneuter Forschungen nach den Balearen zurückgekehrt und hat längere Zeit dort gelebt. Sein Urteil über Land und Leute ist daher reif und wohlbegründet und in der Wissenschaft der Erdbeschreibung wird der Name des Erzherzogs Ludwig Salvator dauernd mit den Balearen als ihr geistiger Besieger ruhmreich verknüpft bleiben.
Denen, welche die Inseln nicht kennen, sagt Erzherzog Ludwig Salvator im Vorwort, „werden diese Blätter eine Vorstellung ihrer landschaftlichen Reize geben; jenen, die sie durchwandert und die klare, durchsichtige Luft ihrer Berge genossen haben, mögen sie willkommene Erinnerungsblätter sein, wenn sie auch natürlich im Vergleich zur leuchtenden Wirklichkeit nur wie ein blosser Schatten erscheinen.
Während aus der ehemals so überreichen spanischen Krone ein Juwel nach dem andern herausgebrochen wird, ist diese Inselgruppe durch ihre wunderbare Lage im Mittelländischen Meer und ihren natürlichen Reichtum wie geschaffen, das Mutterland Spanien wenigstens einigermassen über jene Verluste zu trösten, und vermöchte es noch weit mehr zu trösten, wenn dasselbe sich entschliessen könnte, die natürlichen Hilfsquellen dieser Inseljuwele auf rationellere Weise als bisher auszunutzen.
Was könnte“, sagt Erzherzog Ludwig Salvator von der Hauptinsel Mallorca, „hier durch feingebildeten Kunstsinn nicht alles geschaffen werden bei den reichen, dort zu Gebote stehenden Mitteln; bei einem Klima, das alle subtropischen Gewächse im Freien gedeihen lässt, sodass Glashäuser eine ganz unbekannte Einrichtung sind, wo alles in schwelgerischster Üppigkeit treibt. In welchen paradiesischen Lusthain liessen sich nicht durch die Hand geschickter Gartenkünstler Teile aus den wasserreichen Thälern von Deja, Soller und Lluch verwandeln! Und selbst die waldbekleideten Bergesabhänge mit ihren phantastischen Ufersäumen und die wilden natürlichen Felsenwände, welche uralte Epheupflanzen umranken, liessen sich zu grossartigen Parkanlagen verwenden, wenn man nur die schönsten Stellen zugänglich machen würde!
Das Klima wird nicht mit Unrecht wegen seiner lieblichen Temperatur und der Schönheit des Himmels mit dem südlichen Italien verglichen. Die Milde desselben übst sogar einen höchst günstigen Einfluss auf manche chronische Leiden und auf altersschwache Leute aus.
Nachdem das Aufsuchen herrlicher Punkte förmlich zum Sport geworden ist und der Kreis von Jahr zu Jahr weiter gezogen wird, welcher die unzähligen Orte umschliesst, die von der Gesellschaft als Luftkurorte, Mode- und Luxusbäder bevorzugt werden, bedarf es vielleicht nur der Anregung des Erzherzogs, um die Erholungsbedürftigen auf diese gottbegnadigten Eilande aufmerksam zu machen; selbst die wirklich Leidenden finden auf Mallorca eine Heilstätte mit starker warmer Schwefelquelle. Bei dem ausserordentlichen Komfort, den unsere Verkehrsmittel gewähren, giebt es ja keine Entfernung mehr.
Obschon die einzelnen Inseln eigentlich nur einige Meilen entfernt voneinander liegen, so haben sie doch manche Verschiedenheiten ihrer Physiognomien aufzuweisen, was den Erzherzog veranlasste, jeder der genannten Inseln einen allgemeinen Teil vorauszuschicken. Von jeder der Inseln werden die geographischen und geognostischen Verhältnisse, Klima, Fauna und Flora eingehend erörtert, die Kultur und Erträgnisfrage des Bodens und des Waldes, Weinbau, Viehzucht, Jagd und Fischerei, Schiffahrt und Schiffbau, Industrie und Handel, das Verkehrswesen, Behörden und Abgaben eingehend dargelegt. Die Bewohner führt uns der Erzherzog mit ihren Trachten, Sitten und Gewohnheiten, ihrer Nahrung, Kleidung vor; ihren gesellschaftlichen Vergnügungen, Spielen und Gebräuchen bei Festlichkeiten wird besondere Beachtung geschenkt und wir erfahren auch, was zur Pflege der Wissenschaften, des Unterrichts u. s. w. auf den Balearen geschieht, sowie welche Litteratur und Zeitungen dort erscheinen.
IBIZA.
Das Ebusus der Alten ist ein ziemlich gleichförmiges Hügelland, aus dem sich durchweg meist sanft aufsteigende Kuppen erheben und das grossartiger Naturscenerien entbehrt. Die Zahl der ackerbautreibenden Bevölkerung ist die weit überwiegende.
Auf der 47 Meilen im Umkreis betragenden Insel giebt es ausser der Stadt Ibiza nur drei Dörfer und um die Pfarrkirche vereinzelt gelegene weisse Bauernhäuser mit plattem Dach und dem charakteristischen Vordache aus Strandkiefernzweigen zum Schutz gegen die Sonnenstrahlen und zuweilen eine von Rundbogen getragene Vorhalle.
Die Stadt Ibiza mit 7393 Einwohnern zerfällt in zwei Teile, in die eigentliche Stadt und in die Marina am Fusse der Stadtmauer. Die Lage der oberen Stadt im Angesicht des Hafens und des offenen Meeres auf einem Hügel, umgeben von Festungsmauern, welche nur durch Thore unterbrochen werden, ist ungemein malerisch. Den höchsten Punkt bildet gewissermassen die Ibizianer Akropolis, die von dem fast festungsartigen Chor der Domkirche und von dem Castillo mit Signalturm gekrönt wird. Es war Karl V., welcher die Festungswerke herstellen liess, um dieselbe gegen Überfälle der Barbaresken zu schützen. Sie bilden ein Viereck mit sechs teils spitz-, teils stumpfwinkeligen dreieckigen Bollwerken. Die engen Gassen der Stadt, terrassenförmig übereinander getürmt, gehen streckenweise beträchtlich bergab und bergauf. In buntem Gewirr stösst man auf plan- und regellos angebrachte verwitterte, zuweilen maurische Rundbogen, die mit Fenstern in gotischem Renaissance-Stil und mit alten Wappenschildern wunderlich abwechseln und auf eine frühere, nun verblichene Blütezeit hinweisen; die darauf herabschauenden Balkone gestalten die Umrisse noch phantastischer.
Am Quai der Marina, welche sich an die Stadtmauer anlehnt und grösstenteils von Fischern und Seeleuten bewohnt ist, legen die meisten Fischerbarken an. Der Puerto im Nordosten der Stadt ist der schönste und sicherste Hafen Ibizas und bildet eine vortreffliche Zufluchtsstätte. Da er indessen nicht auf dem Wege der kursnehmenden Schiffe liegt, so wird er selten von grossen Kauffahrteischiffen aufgesucht, sondern gewöhnlich nur von solchen, die ihren Ballast mit Salinensalz vertauschen.
Das tägliche einförmige Legen der Stadtbewohner erfährt eine reizende Schilderung, aus der wir folgende Stelle herausheben:
Wenn die Sonne sich neigt, dann kommt neues Leben in die Stadt, die Strassen bevölkern sich und am Hafen wird es lebendiger. Einige unternehmen Wasserfahrten und lavieren mit den spitzen lateinischen Segeln der Faluchos hin und her, andere stellen mit der Angelfischerei ihre Geduld auf die Probe. Wenn der Tag kühler zu werden beginnt, wird mit Vorliebe gebadet. Die jungen Leute begeben sich an den Fuss der dem offenen Meere zugekehrten Seite des Hügels von Ibiza, wo die Natur selbst ein Becken geschaffen hat, das die vorstehenden Klippen gegen die starke Brandung schützen, und die feuchten Wände des Felsens beschatten die krystallhelle spiegelglatte Meeresfläche. Fürwahr, ein zum Baden mehr einladender Platz lässt sich kaum denken. Bisweilen baden auch Mädchen daselbst, deren herrliche Gestalten bald wie aus Elfenbein geformte Statuen auf dem dunklen Hintergrunde der Uferfelsen erscheinen, bald spurlos in den lichtausstrahlenden Fluten versinken. Man wird bei diesem Anblick unwillkürlich an die phantastischen Sagen von Meeresjungfrauen und Wassernixen erinnert.
Der Erzherzog beschreibt die ibizianer Bauern als ein fröhliches, gutmütiges Völkchen, und trotz ihrer Unwissenheit ist ihnen eine angeborene Gefälligkeit eigen. Die schöne Sitte der Gastfreundschaft besitzen sie in gleichem Masse wie die anderen Bewohner der Balearen. Sie sind arbeitsam und in ihrem Grusse liegt etwas Zartes, Feines. Nicht umsonst fühlen sich die Ibizianer zu einem Volke gehörig, welches das stolze genannt wird, nämlich zu den Spaniern. Bei allen findet sich dieses Selbstgefühl in hohem Masse ausgeprägt und es ist keine Frage, dass dies auch auf andere einen bedeutenden Eindruck nicht verfehlt. Bezeichnend schreibt der Erzherzog:
Ich erinnere mich, wie ein Bauer, der mich auf einigen Ausflügen begleitete, sich über die ihm gereichte Kost beklagte und äusserte: ,Obwohl ich nur gering, halte ich mich doch für so viel wie Sie.‘ Dieser Ausspruch gefiel mir so, dass ich mir von einer Bauersfrau einen Hahn kaufte, und mein unbescheidener Begleiter hatte davon am Abend ein reichliches Mahl.
Gesang und Tanz sind bei dem heiteren Sinn der Ibizianer die Hauptvergnügungen, namentlich auf dem Lande. Man tanzt bei den süssen Klängen der Flöte und dem lauten Schall der Castagnetten am Abend nach gethaner Arbeit, auf dem Felde nach der Siesta, natürlich auch beim Erntefest und bei allen Familienfestlichkeiten. Bei Heiraten haben sie eine eigentümliche Sitte. Nach der Trauung in der Kirche, der die Verwandten und Freunde beiwohnen, kehren sowohl der Bräutigam als auch die Braut in das elterliche Haus zurück und hier leben sie noch mehrere Monate, zuweilen ein halbes Jahr, gänzlich voneinander getrennt, und erst dann wird die eigentliche Hochzeit mit einem Festessen gefeiert.
Die Fischer Ibizas bilden in ihrem Typus, ihrer Kleidung und ihren Sitten eine ganz verschiedene Kaste gegenüber dem Landvolk. Ihre Faluchos, welche den gewöhnlichen Feluken des östlichen Mittelmeeres gleichen, fahren lediglich mittels der Segel; die Ruder, welche man an Bord hat, werden nur zum Wenden oder als Beihilfe der Segelkraft bei nachgelassenem Wind benutzt. Der lärmende Tanz, die Musik und der Gesang der Bauern wird von den Fischern verschmäht, sie singen ihre Lieder nach Art der Spanier in einem sanften, höchst melancholischen Tone.
Häufig sieht man zur Nachtzeit in einer einsamen Cala, an derem Ufer in gleichförmigem Takte die Wogen zerschellen, wenn keine Menschenstimme die Todesstille der Natur unterbricht und nicht einmal das Pfeifen eines Vogels ertönt, einige Fischer herabsteigen. Wenn sie dann, vom grellen Schein ihrer aus Strandkiefernzweigen gebildeten Fackel beleuchtet, von Fels zu Fels klettern und bald darauf wieder plötzlich in völliger Dunkelheit verschwinden, so glaubt man unheimliche phantastische Gespenster vor sich zu haben, von denen bald hier bald da eins auftaucht und verschwindet, um dann wieder an einer andern Stelle zu erscheinen. Zuletzt verlassen die Fischer mit ihrem Boote das Ufer, und es währt nicht lange, so nimmt sich dies mit den brennenden Fackeln nur noch wie ein leuchtender Funke in der Ferne aus. In der öden Cala ist es nun noch einsamer und verlassener als je.
Die Salinen auf Ibiza gehören zu den vorzüglichsten, die es an Qualität des Salzes überhaupt giebt, und nehmen einen Flächenraum von 6 englischen Quadratmeilen ein. Es sind dies sumpfige Vertiefungen, in welchem sich während der Regenzeit das Wasser sammelt, das sich sodann mit den in den unteren Lehmschichten liegenden Salzen sättigt. Infolge der glühenden Sonnenhitze verdunstet im Sommer das Wasser und auf der Oberfläche bildet sich eine Salzkruste, welche, nachdem die Beete mittels Schaufelrädern trocken gelegt wurden, eingesammelt wird. Die gesamte Sumpffläche ist durch niedere Dämme in dreizehn Felder geteilt, zwischen denen Wege laufen, um die Herausbeförderung des Salzes zu ermöglichen. Die Salinen stehen unter einem königlichen Direktor und liefern eine Rente von 4 531 502 Realen.
Die Hauptprodukte der Bodenkultur sind das Öl, das Johannisbrot, die Mandeln, das Getreide, die Baumwolle und auch zum Teil der Wein. Das Erträgnis könnte ein viel besseres sein, wenn die Bewässerung eine reichlichere wäre; es mangelt an Kanälen und die wenigen Norias oder Brunnen auf der Insel kommen für die Landwirtschaft nicht in Betracht. Von sehr primitiver Art sind noch ihre landwirtschaftlichen Geräte. Die Ölbereitung z. B. geschieht noch nach alter arabischer Weise. Eines der Haupterträgnisse der Insel liefern ihre Waldungen, welche vorzugsweise aus Strandkiefern bestehen und von besonderer Bedeutung sind.
Wenn die Flora des Inneren von Ibiza den Stempel der Dürre zeigt, so sind dagegen die Küsten der Insel überaus reich an einer unterseeischen Vegetation, welche in unglaublicher Fülle die zwischen den zerklüfteten Klippen verborgenen Gänge überwuchert. Tange und unzählige niedere Seetiere vereinigen sich zu einem fesselnden Bilde. Dort vermählt sich das pflanzliche Leben mit dem tierischen in ganz allmählich abgestuften Übergängen. Insbesondere an den Stellen, wo grosse vortretende Klippen oder Felsenwände die anprallenden Wogen zurückhalten und dadurch geheimnisvolle spiegelglatte Wasserbecken bilden, ist der unterseeische Wuchs von grosser Üppigkeit. Alles keimt und sprosst in urwüchsiger Natur. Da erblickt man Seetange vielästig und reichverstrickt, teils bandförmige und tiefgrüne, teils saftgrüne und rosenfarbige von solcher Zartheit, dass sie einem Nebelwölkchen gleichen, alle in buntesten Reihen untereinander verschlungen, beständig von den Wellen sanft gewiegt und wohl kaum jemals von Kiele eines Kahnes berührt. Inmitten dieser Pflanzenfülle ist das tierische Leben besonders rege und in seiner ruhigen Entwicklung zu beobachten. Jede von den sich hebenden Fluten entblösste Klippe, deren vielfach zerfressenen, vom Schaum umkränzten Rücken Algen umranken, bietet den verschiedensten Tieren einen Aufenthalt. Einige Familien leben in Eintracht, andere dagegen machen sich in kriegerischem Zwiste ihre dunklen Schlupfwinkel streitig. Stehen die Wogen ein wenig still, so ist dem Auge gestattet, diese Märchenwelt zu durchspähen. Man sieht das Hervorsprudeln des Wassers aus den Tausenden von Öffnungen der Spongien, die in dichten Kolonien den Boden und die Felsenwände bekleiden, das wunderbare Entfalten der buntfarbigen Aktinien mit ihrem blumenartigen Tentakelkranz und die kaum bemerkbaren Regungen von einer Menge Polypen und höheren Strahlentieren. Hier bewegt eine Ophiure ihre geringelten, einem Eidechsenschwanz gleichenden Arme in schlangenähnlichen Windungen; dort schleppt sich mühsam auf seinen Hunderten von Füsschen ein orangeroter Asteracanthion fort und plumpe Seeigel verkriechen sich in den schattenreichen, von Algenbüschen überwachsenen Felsenspalten. Mit wahrem Wohlbehagen öffnen die in den Klippen aufgewachsenen, krustigen Austern und zarten Venusmuscheln ihre Schalen, schliessen sie aber plötzlich wieder zusammen, sowie ein durchsichtiger, schlanker Palaemonkrebs an ihnen vorüberschwimmt oder wenn sie von einem stärkeren Wellenstosse erschüttert werden. Eine kleine Chiton-Art und zahlreiche Patella plicata schmiegen sich dem Felsen an und blicken nur scheu unter ihrem krustigen Rücken in die geräuschvolle Aussenwelt hinaus.
Und das Alles findet statt im Feenspiegel des tiefblauen Meeres, der die Gegenstände in unbestimmbarer Entfernung, bald näher, bald ferner erscheinen lässt, indem die durchsichtige Klarheit des Wassers selbst den geübtesten Blick täuscht. Ein unaussprechlicher Zauber weht einem aus dem Meere entgegen, man möchte sich in die Wogen stürzen, um in ihrem wonnigen Schosse den unergründlichen Reiz zu fassen.
Wohin man sich wendet, überall ist ein beständiges Gehen und Kommen, ein Springen und Durcheinanderwogen, sodass man förmlich verwirrt wird und nicht weiss, nach welcher Seite hin man zuerst blicken soll.
Die eigentlichen Beherrscher dieser maritimen Wunderwelt sind aber die Krabben, gleichvertraut mit dem Strande wie mit dem feuchten Elemente. Sie tummeln sich nicht bloss gewandt in den Höhlungen der Tiefe und zwischen den grünen Irrgängen des Seetanges umher, sondern sie klettern auch, kühner als ihre Mitbewohner, zu den sonnigen Höhen der Klippen empor. Hier sitzen sie längere Zeit mit stillem Behagen, klappen ihre Kieferpaare auf und zu und richten ihre gestielten Augen bald in die Höhe, bald in die Tiefe hinab; dann gehen sie bis an den Rand des Wasserspiegels, steigen aber bald wieder hinauf, um sich noch länger an der kühlenden Brise zu laben. Beim leichtesten Geräusch lassen sie sich jedoch sofort, wie wenn sie tot wären, fallen und stürzen mit starkem Geplätscher in ihre eigentliche Heimat hinab. Höchst zierliche kleine Krabben, die Porcellana platycheles, sitzen in den Spalten der Felsen, und auch Squillen und Palinuren hausen in dem dortigen Meere; aber sie sind nicht so keck wie die possierlichen Krabben und wagen sich nie so nahe an die Küste; sie bewohnen die unergründlichen, schattigen Tiefen, die nur schwach durch das blaue Wasser emporschimmern.
Nach einer Aufzählung der im dortigen Meere vorkommenden Arten von Fischen fährt der Erzherzog fort:
Ausserdem leben um Ibiza eine Fülle kleinerer Arten, welche diese Insel meistens mit den spanischen Küsten und dem Mittelmeere überhaupt gemein hat. Sie zeigen die mannigfaltigsten Gestalten und Farben; einige funkeln wie Stahl, andere glänzen wie Gold, und wieder andere vereinigen alle Farben des Regenbogens. Viele hausen in den Tiefen, andere längs der Küste zwischen Klippen und deren Höhlungen, doch bekommt man sie nur wenig zu Gesicht. Erst am Nachmittage, wenn die Sonne im Sinken begriffen ist, und die spiegelglatten Fluten in Gold und Purpur erglänzen, sieht man das muntere Heer der Sardellen seine lebensfrohen Luftsprünge ausführen, die fast den Anblick eines Sternschnuppenfalls gewähren. Von Zeit zu Zeit nehmen auch grössere Fische, sei es um frische Luft zu schnappen oder um den Nachstellungen ihrer Feinde zu entgehen, an diesem phantastischen Treiben teil, indem sie in wilden Sätzen über die Wogen dahinschiessen. Aber nicht nur der Tag, sondern auch die warmen Nächte des Südens werden auf das Wundervollste durch das verborgene, reiche Tierleben im Wasser erhellt. Das Meeresleuchten, welches an den nordischen Gestaden zu den selteneren Erscheinungen gehört, ist an den Ufern Ibizas etwas ganz Alltägliches. Ich habe keine mondlose oder auch nur leicht bewölkte Nacht erlebt, wo ich dieses Phänomen nicht in seiner vollsten Pracht beobachtet hätte. Bei jedem Ruderschlage oder in der Nähe eines Riffes sprühen eine Menge Funken umher, von denen ein mildes phosphorisches Licht sich verbreitet, welches das Wasser flammenähnlich erscheinen lässt. Dieses Leuchten verschwindet aber augenblicklich, sobald Ruhe eintritt. Die ursprünglichen Funken, die ich für das Tierchen der Noctiluca selbst halte, welches bekanntlich im Süden zumeist das Meeresleuchten hervorbringt, glänzen dagegen noch für einige Sekunden. Daher kommt es, dass die vom Kiele eines Kahnes geteilten Wogen noch lange hinter demselben eine allmählich erlöschende Flammenstrasse erzeugen. Ja, schon eine leichte blosse Kräuselung des Wasserspiegels ruft ein so starkes Phosphorescieren hervor, dass die dunkle Oberfläche des Meeres mit einer Anzahl bald verschwindender, bald wiederkehrender Bogen besäet erscheint. Einstmals, als in stiller Nachtzeit das Boot wie müde von andauernder Windstille ächzend auf – und niederschwankte, hörte ich einen Fischer die folgenden Verse eines südspanischen Liedes singen: Seria mejor no haber nacida que haber sufrido tanto penar (Besser wäre es, nie geboren zu sein, als so viel gelitten zu haben). Wie tief drangen diese inmitten der erhabenen Ruhe der Natur ausgesprochenen Worte in meine Seele. Der Mensch bleibt überall derselbe, mag er seine Heimat auf der einsamen Fischerbarke oder im goldgeschmückten Palaste haben.
FORMENTERA.
Diese kleinste der Inseln hat nur 26 Meilen im Umfange, ist langgedehnt, flach und plateauartig, ohne eigentliche Ortschaften; es giebt nur drei einzeln stehende, festungsartige Pfarrkirchen mit anstossendem Pfarrhaus und in der Nähe noch ein paar Bauernhäuser. Die interessanteste Gegend ist der nordwestliche Winkel, in welchem die Sümpfe liegen, welche zum Teil in Salinen verwandelt worden sind und ausgebeutet werden. Zwischen Formentera und Ibiza liegen sieben Klippeninseln. Sie bilden die Frejos oder Meerengen, eine sehr wichtige Strasse für die von Spanien nach Ibiza fahrenden Schiffe.
MALLORCA.
Die ansehnlichste der Baleareninseln, Mallorca, ist gross genug, dass sie in alten Zeiten ein kleines Königreich bilden konnte. Sie hat einen Flächeninhalt von 3391 qkm, während ihr Umkreis etwa 265 km, genau 143 Seemeilen, ergiebt, und zählte i. J. 1870 209 064 Einwohner. Während der südöstliche Teil eine Ebene bildet, steigt im Westen eine ansehnliche Gebirgskette von malerischen zackigen Bergspitzen empor, deren bedeutendste Höhe die Silla de Torrellas, welche sich 1570 m über das Meer erhebt, den Hauptknotenpunkt der Sierra bildet. Zwischen den verschiedenen Zügen der wasserreichen Sierra finden sich zahlreiche Thäler, die sich teils gegen das Meer öffnen, teils von Bergen umschlossen sind, teils bilden sich beckenartige Einsattelungen mitten zwischen den Bergspitzen.
Die Insel ist gleich allen Baleareninseln vulkanischen Ursprungs; in ihrem Eruptivgestein findet man Kupferlager, Bleiglanz und Kalkeisenstein, genügend, um Bergwerke in Betrieb zu erhalten. Die Hauptmasse bildet das Kalksteingebirge, das in seiner sekundären Gebirgsart reiche Versteinerungen von Tierformen enthält. Die höchsten Regionen liefern eine Reihe schöner Marmorarten.
Die Salinen in der Ebene, welche in gleicher Weise bearbeitet werden wie jene Ibizas, geben jährlich eine Ausbeute von 1 221 000 kg guten Salzes.
Die Flora, welche auf allen Baleareninseln im allgemeinen dieselbe ist, zeigt hier eine grössere Zahl und Mannigfaltigkeit. In der Sierra bilden die Strandkiefern und immergrünen Eichenwälder, die noch 800 m hoch vorkommen, den Hauptbestandteil der Wälder. Die grauen Ölbäume, darunter mehrere Jahrhundert alte Riesenexemplare, steigen bis zu einer Höhe von 500 m mit ihren mattgrünen Kronen empor. Pinien und Johannisbrotbäume wechseln ab, und wo der Boden weniger steinig ist, schmiegen sich saftige Reben an die Hügel. Waldartige Anpflanzungen von Orangen- und Zitronenbäumen, auch Quitten- und Nussbäume, sowie verschiedene Fruchtbäume beleben überall das Landschaftsbild.
Steigt man die steilen Abhänge der Sierra so hoch hinauf, bis allmählich die Ölbäume verschwinden und die Kultur aufhört, so stösst man auf die in grösster Üppigkeit aufgeschossenen Dickichte Mastixsträucher; blühende Myrtenhaine würzen die balsamische Meeresluft und mit ihrem tiefen Grün vermischt sich das lichtere des Buchsbaumes und des Kirschlorbeer; zuweilen ragt eine Fächerpalme empor, die man noch in einer Höhe von 700 m antrifft.
In der Ebene sind die Feigen-, Orangen- und Mandelbaumpflanzungen vorherrschend, während weite Strecken der Kultur der Cerealien, der Baumwolle und der Rebe gewidmet sind.
Es ist eine bekannte Thatsache“, berichtet Erzherzog Ludwig Salvator, „dass an Küsten von Inseln der Reichtum an Fischen stets ein viel grösserer zu sein pflegt, als an den Ufern des Festlandes. Auch viele Hochseeformen nähern sich leichter demselben und die geringe Entfernung der afrikanischen Küste führt der mallorquinischen Fauna einen Zuschuss an Formen zu, die sich in das östliche Mittelmeer nicht verirren.
Die Klasse der Vögel ist auf der Insel im Verhältnis zu ihrer Ausdehnung ziemlich zahlreich vertreten und zwar nicht bloss durch eine grosse Menge von Individuen, sondern auch durch sehr verschiedene Arten, deren auf Mallorca bisher 218 beobachtet wurden. Von diesen halten sich 111 Arten das ganze Jahr auf der Insel auf, während 107 dieselbe bloss auf ihren Wanderungen besuchen oder nur ausnahmsweise von den Stürmen an die dortige Küste geworfen werden.
„Hoch in den Lüften, um die Felsenspitzen der Sierra kreist stolz der Königsadler und in weitem Bogen sieht man Geier die dortigen Höhen umschweben, in ihrer Gesellschaft die Milane, welche in gewandtem Fluge umherschwirren.“
In den Orangenwäldern begegnet man unseren einheimischen Singvögeln, wie Nachtigall, Amsel, Schwarzblättchen u.s.w. Die Wachteln hausen das ganze Jahr in den Saaten; auf den öden Strandufern trifft man die verschiedenen Arten der Stelzvögel; von den eigentlichen Wasservögeln findet man das Wasserhuhn und in den Höhlen der Meeresküste hausen die dunkelfarbigen Kormorane, die Luft mit ihrem Geschnatter erfüllend. Möven in sechs Arten und Sturmvögel sind die Beherrscher der See. Wenn der Sturm wütet und die Wogen schäumen, stürzen sie sich kreischend in die tobenden Fluten und führen mit den Delphinen phantastische Tänze auf.
Charakteristisch für die Mallorquiner wie für alle Bewohner der Balearen ist aber ihre Gastfreundschaft, sowohl in den höheren Ständen als bei den Bauern. Jeder Fremde ist ein willkommener Gast, den sie mit Aufmerksamkeiten überhäufen, und wenn er wollte, könnte er die ganze Insel durchwandern, ohne nötig zu haben, in einem Gasthause einzukehren, denn in jedem Hause, mag er nun an die Thür des luxuriösesten Landsitzes eines spanischen Granden, oder an die Hütte des armen Bauern der Sierra anklopfen, überall würde er herzliche Aufnahme und eine gastliche Herberge finden.
In sittlicher Beziehung ist Mallorca eine der beachtenswertesten Gegenden Spaniens. Die Zahl der Verbrecher ist unverhältnismässig gering, und der Umstand, dass Reisende bei Tag und bei Nacht auf einsamen Pfaden und bei dunkler Nacht völlig sorglos reisen können, ist der sprechendste Beweis für die dortige Sicherheit.
Frei von aller Künstelei geben sich die Mallorquiner in natürlicher und naiver Offenherzigkeit, ohne Reflexion, ohne Berechnung. Das ist ein wesentlicher Zug, der die Bewohner überhaupt und namentlich die weibliche Jugend ziert. Erzherzog Ludwig Salvator erfreut uns mit einem geradezu entzückenden Beleg solch mädchenhafter Unbefangenheit. „Ich erinnere mich noch“, so erzählt er, „wie mir ein Mädchen eröffnete, es wolle ins Kloster gehen, denn sie liebe das zurückgezogene Leben und es wäre überhaupt besser, sich ganz dem Dienste Gotte zu widmen. ,Sie sind so gut, die Nonnen‘, fuhr sie lachend fort, während ihr kleines, von einem weissen mallorquinischen Schleier umrahmtes Gesicht einen wahrhaft klösterlich milden und engelhaft reinen Ausdruck annahm. ,Ja, eines von beiden wünschte ich, entweder im Kloster oder in Barcelona zu sein, das sind die Orte meiner Sehnsucht‘. ,Und warum denn in Barcelona?‘ ,Weil dort viele – Soldaten sind‘, antwortete ganz offen das naive Kind, aus dessen kleinem Herzen die Liebe zur Heimat von einer andern Liebe verdrängt zu sein schien.“
Die Bevölkerung, an der Hand ihrer herrlichen Natur tüchtig und lebenskräftig erhalten, nutzt den unerschöpflichen Reichtum ihres Landes so weit aus, wie die mangelhafte Verwaltung und der allmächtige Einfluss der Geistlichkeit dieses gestatten. Ihre kräftige, durch das Klima begünstigte Konstitution, welche die Erreichung eines ungewöhnlich hohen Lebensalters zu keiner Seltenheit macht, ihre Genügsamkeit, ihre Liebe zur Arbeit, lässt die Insulaner ebenso geeignet für den Ackerbau wie für das Handwerk erscheinen. Auch besitzen sie natürliche Anlagen zur Musik, Malerei und Dichtkunst. Kein Wunder, dass sich die Anhänglichkeit an ihre schöne Heimat viel lebhafter bei den Insulanern geltend macht als bei den Bewohnern des Festlandes. Sie betrachten dieselbe als das Beste und Schönste, was es auf der Welt geben könne, und kennen keinen grösseren Schmerz, als von derselben für längere Zeit, wie z.B. bei der Konskription, getrennt zu sein. Freilich ist diese Liebe zum heimischen Grund und Boden sehr begreiflich bei einem Volke, dem dieser Boden alle Mittel des Lebensunterhaltes in so überströmender Fülle liefert wie die balearischen Inseln.
Die kastilianische Sprache ist die obligatorische bei allen Behörden, wie in den Schulen, sie ist allen gebildeten Personen geläufig, dagegen bildet die mallorquinische auf der ganzen Insel noch die Sprache des Volkes, der Liebe und der Familie und wird von mehr als fünf Sechsteln der Bevölkerung ausschliesslich gesprochen. Sie bildet einen Zweig der katalonischen, welche von der Insel, auf der sie sich entwickelte, ihren Namen erhielt.
Die Litteratur Mallorcas hat vorzugsweise eine Vergangenheit, welche bis in das 14. Jahrhundert zurückreicht und kann sich bedeutender Schriftsteller rühmen. Der Erzherzog hat sich ein grosses Verdienst erworben, dass er die schönsten Dichtungen in mallorquinischer Sprache, sowie in das Deutsche übersetzt, seinem Werke einverleibte. In diesen Gedichten klingen alle Saiten des Charakters dieser Inselbewohner: Milde und Offenheit, Güte und Herzlichkeit, das Mitgefühl mit fremdem Leid, Treue und Freundschaft, und vor allem die Liebe zur Heimat, zu Gatte und Kind, welche sich zuweilen im Übermass, doch immer in poetisch ergreifenden Tönen äussert.
Ein bedeutender Schriftsteller und Dichter im 13. Jahrhundert, dessen Werke weit über die Grenzen seines Vaterlandes berühmt wurden und noch heute gelesen werden, war Ramon Lull, der die katalonische Sprache besonders pflegte. Die Dichter des 16. und 17. Jahrhunderts, unter diesen hervorragend Francesch Aulesa, schrieben das Mallorquinische, wie es heutzutage gesprochen wird, ebenso verfahren auch die meisten der noch lebenden Dichter.
Unter den ausgezeichneten Dichtern der Neuzeit seien Aguilò y Forteza und die geistreiche und gemütvolle Schriftstellerin Fräulein Manuela Herreros y Sorá rühmend hervorgehoben.
In den Gedichten der genialen Gattin des gleichfalls bedeutenden Miguel Victoriano Amer ertönen alle Saiten des Charakters dieser Inselbewohner. So singt die genannte Verfasserin zahlreicher religiöser und lyrischer Gedichte in dem Liede an ihre verstorbene Tochter:
Wer hätte mir gesagt, mein Töchterchen,
Leben meines Lebens,
Dass du meine Arme verlassen
Und zum Himmel aufsteigen möchtest!
Wer hätte mir gesagt, mein Töchterlein,
dass ohne dich die Welt sich verwandeln würde
In eine enges Gefängnis,
In dem ich gefangen bliebe?
So klagt sie in rührenden Akkorden über den Verlust der in zarter Jugendblüte dahin Gewelkten, um dann der Sehnsucht nach dem über alles geliebten, verklärten Teil ihres eigenen Selbst wehmütigen Ausdruck zu geben. Sie möchte die blaue Wolke des Himmels, der kleine weltentfernte Stern, der Wohlgeruch der Blumen, die Harmonie der Töne sein, um der auf ewig Entschlafenen sich nähern zu können:
Wäre ich der Schutzengel,
Der dir Gesellschaft leistete!
Wäre ich die erlöste Seele
Und nicht die gefangene Seele!
Vögelein, flieget, flieget,
Flieget und leget einen langen Weg zurück,
Und wenn ihr sehr hoch hinaufgelangt seid,
Werdet ihr eine grosse Melodie hören
Es sind die Engelein, die
In der Gegenwart Gottes singen.
Vögelein, eilet, eilet,
Ich möchte euch hinaufbekleiten.
Aber es fehlen der über Raum und Zeit sich hinwegsetzenden Sehnsucht des Mutterherzens die Flügel und so bittet die Dichterin die Vögelein, dass sie ihre Sendboten seien und zu ihrem Töchterchen sich emporschwingen möchten:
Saget ihr, dass sie für mich bete
Und dass sie mir einen Platz aufhebe,
denn sie ist die erlöste Seele
Und ich bin die gefangene Seele.
Welch zartes und dabei tiefes Empfinden, welch schlichter aber gerade darum ergreifender Naturlaut schmerzbewegter Mutterliebe, welch himmelstürmendes Klagen und doch welch taktvoll frommes Masshalten. Fürwahr, dieses Gedicht kann sich mit den besten der modernen Frauenlitteratur messen.
Ein andrer mallorquinischer Dichter – wir müssen uns hier auf diese beiden beschränken -, Thomals Forteza, hat sich durch das schöne Lobgedicht auf die geliebte Heimat, das paradiesische Mallorca, für immer in das Herz seiner Landsleute gesungen. Dasselbe beginnt mit der malerischen Strophe:
Wenn die Wipfel der hohen Gebirge
Vom Schnee erglänzen,
Sind auch die Ebenen in Weiss gekleidet
Von den Blüten des Mandelbaumes.
Fällt die Blüte auf den rasen, Welcher unter den Bäumen sprosst,
So prangt die grünende
Und mit Silberkörnchen bestreute Erde
In einem herrlichen Mantel
Von Hoffnung und Reinheit
Ein schönes Land ist Mallorca,
Denn Mallorca ist ein reicher Garten.
In der Bildung steht Mallorca der Nachbarinsel Ibiza entschieden voran und von Jahr zu Jahr vermindert sich die Zahl derjenigen, welche keinen Unterricht in Lesen und Schreiben genossen haben. Die Zahl der Elementarschulen, sowohl öffentlicher wie Privatschulen, vermehrt sich zusehends und betrug 1870 bereits 282; ausserdem besitzt die Hauptstadt Palma das Instituto Balear für die sogenannten Humanitätsstudien, Philosophie mit inbegriffen, sowie in Verbindung mit diesem eine Schule für Ausbildung von Seeleuten und eine solche zur Heranbildung von Schullehrern. Segensreich wirken verschiedene Gesellschaften, welche sich sowohl in Förderung von Litteratur und Kunst als auch um die Fortschritte in Ackerbau und Industrie grosse Verdienste erworben haben, sowie auch die auf Mallorca erscheinenden vier Zeitungen ein mächtiges Förderungsmittel zur Verbreitung nützlicher Kenntnisse sind.
Sehr interessant ist die eingehende Beschreibung der religiösen sowohl, wie der Volksfestlichkeiten mit den eigentümlichen Gebräuchen und Sitten, welche sich bei dem abgeschlossenen Inselvolke während Jahrhunderten herausgebildet und bis in die neueste Zeit erhalten haben. Die katholischen Kirchenfeste geben Veranlassung zu Prozessionen, bei denen eine grosse Pracht entfaltet wird. Viele Wallfahrtsorte stehen seit uralten Zeiten in hohem Ansehen, sodass der Weg dahin stets mit Pilgernden bedeckt ist.
Häufig sieht man, dass die Mannschaft eines Schiffes, die aus grosser Sturmesgefahr errettet wurde, in Prozession vom Hafen zur Kirche zieht, um ihren Dank darzubringen und daselbst ein Segel ihres Schiffes niederzulegen, welches von der betreffenden Mannschaft getragen und später wieder ausgelöst wird.
Einige Feste verdanken einem geschichtlichen Moment ihren Ursprung. Das grösste dieser Feste wird in Soller gefeiert zur Erinnerung an die tapfere Verteidigung der Ortsbewohner gegen einen räuberischen Überfall der Mauren im Jahre 1561. Es wird ein Scheingefecht im Hafen veranstaltet, von den beiden Corps ist das eine in Landestracht, das andre nach Art der Mauren gekleidet; Gewehrsalven werden abgegeben, bis die Bauern Sieger bleiben und die Mauren als Gefangene nach der Ortschaft führen.
Unter den Volksfestlichkeiten eigentümlichster Art und reich an Maskerade heben wir die religiös-populäre Feierlichkeit in Alaró am Feste Mariä Himmelfahrt hervor, bei der eine Gesellschaft von Tänzern eine Hauptrolle spielt. Diese besteht aus sechs weissgekleideten und phantastisch mit bunten Bändern aufgeputzten Männern, die Mützen mit Blumenbouquets tragen, und aus einem Knaben in Frauenkleidern, mit Taschentuch und Fächer in der Hand, der die Dama genannt wird. Hinzu kommen noch zwei als Teufel gekleidete Männer. Diese Gesellschaft begleitet bei der von der Kirche ausgehenden Prozession die Statue der heiligen Jungfrau. Einer der Teufel eröffnet den Zug, der andre folgt nach. Alle machen nach je drei Schritten zur gleichen Zeit einen kleinen Sprung. Die Teufel, mit dem Blütenschaft einer Agave bewaffnet, springen fortwährend umher und verrenken den Körper zum allgemeinen Ergötzen. Zum Zuge gehören noch einige Musiker mit der Chermias, dem Tamburino und dem Fabiol. Am folgenden Tage spielen die Cosiers oder Tänzer bei der kirchlichen Feier eine Rolle und nach Beendigung derselben begeben sie sich tanzend zur Kirche hinaus zu dem Platze der Menschen- und Tierwettrennen, wo sie sich an dem ersteren beteiligen und später an dem allgemeinen Volksball teilnehmen.
Die folgenden Kapitel besprechen eingehend die malerische Tracht der Mallorquiner, ihre Wohnungen Hausgeräte, die Speisen und deren Zubereitung, die Gebräuche bei Besuchen, Begrüssungen, die Lebensweise in den Ortschaften, die Tanzunterhaltungen und Volksspiele.
Die den Spaniern unentbehrliche Hahnenkämpfe und Stiergefechte haben sich auch auf Mallorca eingebürgert, die hierzu verwendeten Stiere werden vom Festlande herübergebracht und von spanischen Toreros vorgeführt.
Ohne eine vorzügliche Vorbildung und Beherrschung der Sprache (über deren Dialekte wir beachtenswerte Mitteilungen empfangen), war die Schaffung des volkstümlichen Teiles des Werkes nicht möglich, welcher durch die mitgeteilten höchst primitiven Anschauungen, Verhältnisse, Sitten und Geräte ein wichtiges ethnographisches Vergleichsmittel bei der Beuteilung urtümlicher Volkszustände wird. Die Hausküchen und Ackergeräte (Dreschschlitten), Gefässe, Tierfallen, Fischereigeräte, die Art der Öl- und Weingewinnung weisen einen sehr altertümlichen Charakter auf. Manche Fahrzeuge, die Wasserschöpfmaschinen „Norias“ und vieles sonst reichen sicher zurück in maurische Zeiten. Der Pflug ist noch der ursprünglichste Haken. Musikinstrument ist noch die Pansflöte aus Rohr. Bienenständer sind ausgehöhlte Holzklötze, der Schuh ist der Bundschuh aus Ledersohle, die mit Riemen um den Fuss geschnürt wird. Die Thonwaren zeigen vorgeschichtliche Formen. Dazu nehme man den Reichtum an Aberglauben und die urwüchsige, in ausgiebigen Proben mitgeteilte Volkspoesie, und man wird zugestehen, dass man in Europa kaum ein zweites Gebiet finden kann, welches dem Volkskundigen ähnliche Ausbeute liefert.
Vom Ackerbau, der Kultur des Weines, der Hülsenfrüchte und Gemüse, des Waldes und allem, was damit zusammenhängt, giebt Erzherzog Ludwig Salvator mit erstaunlicher Sachkenntnis und Gründlichkeit eine ebenso umfassende als sachgemässe Darstellung, die von hohem Interesse ist und dem Werke für alle Zeiten einen ganz besonderen Wert sichert. Die Jagd- und Fischereigeräte sind ausführlich erwähnt und durch Abbildungen anschaulich gemacht. Für die Schiffahrt ist Mallorca noch immer ein wichtiger Platz, wenn auch nicht mehr von der Bedeutung früherer Jahrhunderte. Die Zahl der zum Seehandel in Hochsee und in Küstenfahrt verwandten Schiffe von Mallorca betrug 1871 : 347, ausserdem zählte man noch neun Dampfer, welche einer einheimischen Dampfschifffahrtsgesellschaft angehören und den offiziellen Postdienst und Passagierverkehr besorgen.
Unterseeische Kabel vermitteln die Kommunikation mit Menorca, Ibiza und dem spanischen Festlande. Der Telegraph geht über die ganze Insel mit der Zentralstation in Palma; damit verbunden ist der Postdienst, der im Inneren der Insel durch Fussboten und Wagen besorgt wird.
Mit besonderer Vorliebe wird die Hauptstadt Mallorcas, Palma, in welcher viele reiche Familien wohnen, eingehend behandelt. Sie zählt jetzt 50 000 Einwohner, während sie zur Maurenzeit deren etwa 80 000 aufwies. Der Erzherzog schildert die zweckmässig angelegte Wasserleitung, welche, schon unter den Arabern begonnen, von König Jaime I. ausgeführt wurde; die hervorragenden Privat- und öffentlichen Bauten. Charakteristisch nehmen sich einige wunderschöne Hofräume und Stiegenhäuser in Privatpalästen aus, wo sich die geschmackvolle Verschmelzung des maurischen mit dem gotischen Stil in der anmutigsten Weise zeigt. Grossartige Verhältnisse zeigen die öffentlichen Bauten, unter denen sich Hallengänge in einzelnen Klöstern befinden, die von dem feinsten Kunstsinn und der korrektesten Ausführung, insbesondere der reichsten Ornamentik Zeugnis geben. Der Palast der Könige, der alte Alcazar, im Renaissancestil, beherrscht weithin das Meer und den Haupteingang zur Stadt. In hohem Grade imposant ist aber die Kathedrale.
Unter den Gebäuden der Stadt“, so schreibt der Verfasser, „ragt keines infolge seiner Grösse und Lage in so hohem Masse hervor, wie eben die Kathedrale. Sie wurde an der Stelle der maurischen Hauptmoschee erbaut, und zwar unmittelbar nach der Eroberung der Stadt durch Jaime I. el consistador, und unter den folgenden Regenten bis 1601 vollendet, majestätisch blickt sie in ihrer fast goldgelben Farbe mit den gewaltigsten Gewölben der gotischen Periode in die darunter liegende weite See.
Einst, als die Balearen noch im Besitze der Mauren waren, nach deren Vertreibung sie ein eigenes Königreich bildeten, ankerten in dem sicheren Hafen von Palma die stolzen Kauffarteischiffe auf ihrer Fahrt vom europäischen Festlande nach Italien und der afrikanischen Küste, und zahlreiche Schiffe der reichen Handelsherren von Mallorca unterhielten einen lebhaften Handelsverkehr mit den Häfen des Mittelmeeres. Dieser Glanz ist dahin, aber das Andenken an die grosse Zeit lebt fort in den herrlichen Baudenkmälern des Mittelalters, besonders in der schönsten Kaufhalle Spaniens, der Lonja, ein gotischer Prachtbau, der lebhaft an den Dogenpalast in Venedig erinnert. Wunderbar schön sind die gewaltigen Pfeiler, welche die Wölbung stützen.
Wenige Städte“, sagt Erzherzog Ludwig Salvator, „bieten dem Ankommenden ein so liebliches Bild; bei wenigen vereinigen sich Form und Farbe zu einem so völlig harmonischen Ganzen. Wenn man vom Meere, namentlich von Westen aus, in die weite Bai von Palma hineinfährt, so sieht man allmählich die Türme, dann die goldfarbigen Wälle und das Häusermeer der Hauptstadt der Balearen in der Ferne auftauchen, märchenhaft und still. Ein hoher saphirblauer Bergkranz bildet den Hintergrund derselben, scharf gezeichnet am blauen Äther wie das strahlende Bild einer Vision. Hoch hinauf steigen die grauen Pitonen empor und öffnen sich in dunkle Thäler, welche Licht und Schatten zum glücklichen Einklange verbinden. Rechts und links umsäumen die grünende Ebene zwei Reihen von Windmühlen, welche am Meere wie die ausgebreiteten, blendend weissen Schwingen eines riesenhaften phantastischen Vogels erscheinen. – – –
Die nordische Gebirgskette Mallorcas birgt die schönsten Gegenden der Insel. Der erfahrene Kenner von Naturschönheiten der ganzen Welt, Erzherzog Ludwig Salvator, rühmt sie mit den Worten: „Die Perlen der Umgebung von Neapel, die Gefilde von Sorrento und Amalfi sind nicht herrlicher als diese Gebirgslandschaften.“
Von Miramar, der Besitzung des Erzherzogs, einer alten klösterlichen Ansiedlung am nördlichen Abhang der Sierra und ihrer Höhen auf Mallorca, welche der Erzherzog im Jahre 1872 ankaufte und nach Thunlichkeit wiederherstellen liess, heisst es: „Tritt man, von der Plattform des Hauses einige Treppen hinuntersteigend, auf eine mit Ölbäumen bewachsene Verflachung, so wird jeder Mensch hoch überrascht sein, wenn er hinabschaut und die schwindelnde Tiefe bis zum Meere übersieht, wo Fischerboote wie kleine Bojen erscheinen und Felsenspitze auf Felsenspitze, Vorgebirge auf Vorgebirge, von der sphinxartigen Foradada bis zur Punta de s’Aliga, auf einander folgen. Die Lage des Hauses ist wirkliche bezaubernd. Ringsum lachende Wiengärten, hin und wieder durch Johannisbrotbäume unterbrochen und oberhalb des Hauses eine Palmenterrasse; im Osten die Foradada, weit in das Meer vorspringend, im Süden der steile waldige Abhang, und oben, wie ein Adlerhorst an den Felsenwänden, der Mirador de ses Pitas, im Norden das grenzenlose Meer.“
Das Juwel von Mallorca heisst man allgemein das auserlesene Schloss des Erzherzogs, sein Lieblingssitz, den er mit dem rastlosen Eifer des Sammlers und Gelehrten und mit dem Schönheitssinn des Künstlers auf das Vollendetste ausstaffiert hat. Das Innere trägt den Charakter eines mallorquinischen Landhauses. Die Einrichtung besteht aus Erzeugnissen der Insel, prächtigen alten mallorquinischen Möbeln, schönen eingelegten arabischen Kästen und Truhen und einer sehr reichhaltigen Sammlung alter Fayencen. Die seltsamsten und originellsten Gegenstände aus aller Herren Länder sind hier aufgestapelt und das Künstlerauge seines hohen Besitzers mag sich an den schönen Gegenständen erfreuen, welche wohl auch wohlthuende Erinnerungen an seine vielen Reisen in ferne Zonen erwecken.
Gleich dem österreichischen Miramar am Adriatischen Meere ist auch dessen so weit entfernte Namensschwester von einem zauberhaften Märchenpark umgeben, der die gesamte Flora Mallorcas enthält. In der schönen gotischen Kapelle (Trinidad) hört der Erzherzog täglich die Messe. Aber auch ausserhalb des Burgfriedens von Miramar erkennt man auf Schritt und Tritt das segensreiche, humanitäre Walten des kaiserlichen Prinzen und dessen Streben, die natürliche Schönheit der Örtlichkeiten in den Dienst der Kultur zu stellen.
Vom Thale am Valldenmohr bis zu dem von Deya bildet der ganze nördliche Abhang der Sierra mit Waldungen. Weinbergen und Ölbaumpflanzungen die erzherzogliche Besitzung Miramar.
San Marroix, das am schönsten gelegene Haus Mallorcas, inmitten eines terrassenförmigen Gartens, liess der Erzherzog zu einem Museo Industrial Agricolo der Balearen einrichten.
Dicht am Wege liegt die Hospederia von Miramar, ein Herbergshaus mit 20 Betten, wo jeder einkehrende Fremde drei Tage ohne Entgelt wohnen kann, San Masroig mit seinen reichen Oliven- Orangen- und Obstpflanzungen, Estacas Malvasier – Weingärten, die weit bis an das Meer herabreichen, an dessen Küste die Fischer in malerischer Lage zwischen See und Fels ihr reinlichen Häuschen bewohnen.
Als einer der idyllischsten Plätze wird seine kleine Besitzung St. Telmo geschildert, welche auf einem Hügelvorsprung mit entzückender Aussicht gegen das Meer gelegen ist. Sie besteht aus einem alten, 1581 erbauten Verteidigungsturm nebst angebauter Hospederia und einer Kapelle, welche der fromme Sinn des Erzherzogs an jener Stelle errichten liess, auf der das Christentum dereinst auf Mallorca seinen Einzug hielt.
Nicht allzu weit von Soller, bei der Ortschaft Bannalbufar, erhebt sich eine andere Küstenhöhe, welche auf den erzherzoglichen Wanderer einen womöglich noch mächtigeren Zauber übt: “ Torre del Verger“. Die auf einem Felsenvorsprung liegende Torre del berger ist ein runder Turm von vier Varas Höhe und gehört zu den ältesten Atalayas (d.i. Turm der Küstenbefestigung).
Diese Stelle“, schreibt der Erzherzog, „ist geradezu paradiesisch zu nennen, ja, ich möchte sagen, die schönste der Insel. Man kann hier einerseits die Küste bis zu den Zacken des Dragonera, anderseits bis zum Kap Gros von Soller überblicken. Jedesmal, wenn ich zu diesem grossartigen Landschaftsbild kam, wurde ich von dessen Schönheit so gefangen genommen, als hätte ich dasselbe noch nie gesehen. Schliesslich machte ich den Felsen zu meinem Eigentum und manchmal lenkte ich meine Schritte nur dorthin, um von der äussersten Höhe bald in die schwindelnde Tiefe meerwärts zu schauen, bald nach dem Freu der Dragonera mit dem daneben gelegenen St. Telmo, bald nach meinem weithin sichtbaren, hoch gelegenen Heim von Valldemosa zu blicken.
Als die schönste Ortschaft der Insel Mallorca, ja man kann ruhig sagen, eine der herrlichsten der Welt, schildert der Verfasser das Örtchen Soller:
Alles findet sich hier in schönster Vereinigung, landschaftliche Schönheit der Umgebung, Fruchtbarkeit des Bodens, grosser Wasserreichtum, balsamische Luft mit dem sonnigen Himmel und mildes gesundes Klima. Durch den hohen Gebirgskranz ist die Gegend vor Winden geschützt. – Die nächste Umgebung von Soller, die Huerta, gehört zu den lieblichsten der Insel. Nach allen Richtungen ist sie von Bächen durchrauscht, mit Orangenbäumen umgeben.
Die Aussicht von den das Thal von Soller umgebenden Bergen, deren Spitzen bis in die Schneeregion reichen, gehört nach Erzherzog Ludwig Salvator unstreitig zu den schönsten Gebirgsaussichten des Mittelmeers, während ihre Abstürze nach der Seite des Meeres Scenerien bilden, wie man sich dieselben nicht wilder und pittoresker denken kann.
Die hohen steilen Wände, auf beiden Seiten mit tiefen Höhlen und Tropfsteingebilden, geben ein wirkungs-volles Bild. Nicht weniger grossartig sind die Wände der Schlucht, mit dem Torrent zur Linken, der aus einer engen, steilen, an den Seiten mit Lorbeer, Epheu wilden Feigenbäumen und Alaternen bewachsenen Schlucht mit zahlreichen Felsenklüften hervorbricht. Hier, wo sich die hohen Wände stellenweise mit einander berühren, herrscht stets ein kühler Luftzug.
Ähnliche Scenerien bietet die Gebirgswelt Mallorcas in Fülle. Zu den hervorragendsten Sehenswürdigkeiten zählen die Grotten Arta und Cova del Drach. Diese im Zentrum der Insel Mallorca gelegenen Grotten, wovon die letztere vom Erzherzog entdeckt wurde, könnten sich an Grossartigkeit und Schönheit selbst mit der Adelsberger Grotte messen und sind reich an domartigen Wölbungen, Seen, Gängen, Schluchten und an höchst merkwürdigen Stalaktitenbildungen.
In gewaltigen Massen türmen sich die Gebirge aufeinander, indem die niedrigeren gegenüber den höheren die Stelle riesiger, von der Natur geschaffener Strebepfeiler vertreten. Bald erheben sich ganze Reihen in hohen, kahlen, grauen, scharf gezähnten Kämmen, bald senken sie sich wieder plötzlich in eine kleine Schlucht, die in das hell erleuchtete Bild durchsichtige Schatten wirft. Andere Höhen dagegen sind wieder mehr kuppenförmig gestaltet, und eine Reihe solcher Kuppen lagert sich um die beiden Puig Majors, gleichsam einen Hof um das Reich dieser Bergriesen bildend – die Blicke, welche diese Berge untereinander und in die Ferne bieten, wetteifern miteinander an Grossartigkeit der Naturschönheiten.
Am meisten imponiert übrigens diese in den mannigfaltigsten Formen zerrissene Gebirgswelt dem Blick bei Gelegenheit einer Rundfahrt um die Insel, wobei die zahlreichen Überreste ehemaliger Befestigungen gegen feindliche Einfälle in Form von Türmen, mittelalterlichen Burgen u.s.w., sowie die hier und da auftauchenden Leuchttürme das Malerische der Scenerie um so lebhafter hervortreten lassen. Wie notwendig diese Befestigungen im Laufe der Zeit gewesen sein mögen, zeigt ein Blick auf die höchst interessante Geschichte der Inseln, über welche nacheinander Karthager, Römer, (welche die Reste eines Amphitheaters hinterlassen haben), Vandalen, Westgoten, Oströmer, Franken Araber u.s.w. als zeitweilige Besitzer dahingezogen sind, bis dieselben schliesslich bei Spanien verblieben. Sogar ein eigenes Königreich hat die Hauptinsel Mallorca im Mittelalter unter den Herrschern Jaime I., II, und III, längere Zeit hindurch gebildet.
Von der malerischen Beschreibung der mallorquinischen Küste sei noch folgende Stelle erwähnt.
Viele Punkte der Küste Mallorcas sind schön und wild; kaum einer aber bietet so viele malerische, unbelauschte Schönheiten wie die Einbuchtung der Foradada. Um die ganze wilde Pracht derselben kennen zu lernen, muss man an einem Nachmittage bei Meeresstille mit dem Boote die Halbinsel entlang fahren. Dann hört man das Jauchzen der grossen Silbermöven und das Geschrei des über dem Loch der Foradada nistenden Fischadlers; Hunderte von Kormoranen fliegen empor, tauchen nieder und hüpfen im Wasser; Scharen von Puffinen, Tausende von Mauerschwalben umkreisen zischend nach allen Richtungen die Felswände. Ein förmliches Gewühl hat das unerwartete Erscheinen des Bootes in der Vogelwelt hervorgebracht. Es ist ein Gejauchze, ein Geschrei, ein Wogenplätschern ohne Ende. Bleibt man aber einen Moment still, so beleben sich phantasmagorisch die scheinbar verlassenen Felswände. Aus jedem Loche blickt ein furchtsamer Kormoran mit seinem grauen Köpfchen hervor, oder alte, mehr erfahrene, strecken ihren langen Hals aus dem Gesimse der Felsen, andere tauchen aus der Flut empor und verstecken sich in den Seehöhlen, bis endlich auch die entferntesten mit schweren Flügelschlägen zurückkehren, da sie sehen, dass ihnen keine Gefahr droht. Alle nehmen ihr Alltagsleben wieder auf, und selbst der Adler schreit zufrieden aus seinem Horste. Zieht man mit dem Boot weiter, so trifft man eine lange Reihe von Seehöhlen, welche das Meer einschlürfen und in die man mit dem Boot hineinfahren kann. Darüber wölben sich zwei riesig grosse gotische Dome, umgeben von einem Kranze von Zoophyten und Seetang, für welche die stets zerstörende Welle eine Art Stufen ausgewaschen hat; eine wahre Nereïdenbank, wo die Antinien sich öffnen, die Napfschnecken sich anschmiegen und die Seesterne und Seeigel ihre Heimat haben u.s.w.
Als Beweis, wie begeisternd oder erweckend mallorquinische Naturschönheiten auf die dichterischen Anlagen der Bewohner selbst wirken, seien hier die Endstrophen des von Thomas Torteza bereits erwähnten Lobgedichtes angefügt:
Ach. Mallorca, du entzückst mein Herz
Mit dem schönen Blau deines Himmels,
Mit deinen rauschenden Ufern,
Welche die leichte Brise bewegt,
mit den Blumen deiner Wiesen,
Mit dem Gesang deiner Vögel;
Des Himmels und des Paradieses
Abbild bist du für mich!
Ach. Mallorca, wenn ich dich verlasse,
Werde ich vor Heimweh sterben!
Ein schönes Land ist Mallorca,
denn Mallorca ist ein reicher Garten.
MENORCA.
Als östlichste der Baleareninseln hat Menorca infolge ihrer Lage und den Einflüssen des Golfs von Lyon das wenigst milde Klima, da der Nordwind zu allen Jahreszeiten vorherrschend ist. Nichtdestoweniger hat die Insel durch das Fehlen hoher Gebirge den Vorteil, dass sie nicht wie Mallorca einen Teil des Jahres auf ihren Bergspitzen Schnee behält und somit die dadurch notweniger Weise erfolgende Abkühlung der umgebenden Luft hier wegfällt. Betreffs der sanitären Verhältnisse zeigt es sich , dass strichweise in den Niederungen die Malaria über die ganze Insel sich zieht, und die Armut und schlechte Ernährung der Bewohner machen diese empfänglicher für die Fieberkrankheiten.
Infolge der wiederholten Einwanderungen und der mehrfachen fremdländischen Occupationen ist leichtbegreiflich der Typus der Bevölkerung Menorcas ein sehr verschiedenartiger. Ein grosser Teil der arabischen Bevölkerung hat sich zur Zeit der Eroberung mit der christlichen assimiliert und es ist daher der arabische Typus noch vielfach erhalten. Namentlich im Südosten der Insel begegnet man manchem jugendlichen Männergesicht, welches dermassen arabisch aussieht, dass eine gewisse Überwindung dazu gehört, den Jüngling nicht arabisch anzusprechen. Anderseits könnte man sich in Mahon bei Betrachtung von so manchem Mädchenantlitz im Westend von London wähnen und häufig haben diese englische Voreltern aufzuweisen. Ein verschiedener Typus ist auch in den einzelnen Ortschaften vorhanden. Am schönsten sind die Leute an beiden Enden der Insel, namentlich in den beiden grösseren Städten, vor allem in Ciudadela, wo die edle regelmässige Form der Gesichter besonders auffallend hervortritt. In zweiter Linie steht in dieser Beziehung Alayor, wo sich die Bewohner, wie in San Luis, namentlich die bildschönen Kinder hauptsächlich durch ihre gesunde Gesichtsfarbe auszeichnen.
Das Schumacherhandwerk beschäftigt 4000 bis 5000 Personen beiderlei Geschlechtes oder etwa über fünf Achtel der Gesamtbevölkerung. Aus den Ausfuhrlisten ergiebt sich die bemerkenswerte Thatsache, dass mehr als 64 % des Exportes, sowie im Küstenverkehr, als auch im Aussenhandel auf Schuhwerk entfallen. (ca. 21 000 000 Pesetas oder Franken). Im Gebiete von Mahon zählte man im Jahre 1887 allein 778 Schuhmacher; im Distrikte Ciudadela deren 77, in jenem vom Alayor 475 Meister und Gesellen. Für die Ausfuhr arbeiten zahlreiche Fabrikanten: Die Postdampfer der Sociedad Mahonesa de Vapores verschifften in 15 Jahren (1873 – 1885) im ganzen 60 650 Kisten mit Schuhwerk, jährlich also im Mittel 4043. Die Cargotage spielt im Handelverkehr zur See die Hauptrolle mit 59 470 287 Pesetas, von denen 2 171 520 Pesetas auf Europa und Afrika, 1 557 063 Pesetas auf Amerika kommen. Im Quinquennium 1882 bis 1887 wurden an Zöllen 895 725 und an Abgaben, Grund- und Gewerbesteuern nahezu 7 Millionen Pesetas vereinnahmt.
Menorca besitzt drei Dampfer, welche den pflichtmässigen Dienst der beiden offiziellen Linien von Mahon nach Palma Alcudia und Barcelona besorgen; im Sommer fährt aller 14 Tage ein Dampfer direkt von Mahon nach Algier. Der Postverkehr wird durch die Dampfer nach aussen und mittels Correos-Wagen nach innen besorgt, welche Anschluss an die Dampfer haben und einen recht regen Passagierverkehr auf den Hauptfahrstrassen herbeiführen.
Der Erzherzog schildert die Menorquiner als ein gewecktes, intelligentes Volk mit vielen Anlagen, namentlich zeigen sie grosse Vorliebe für Musik und erlernen dieselbe mit Leichtigkeit. Jährlich gehen aus den Musikschulen Mahons Zöglinge hervor, welche nach den verschiedensten Gegenden und namentlich nach Amerika als Musiklehrer ziehen und von denen manche ein hübsches Vermögen zusammenbringen. Für die mechanischen Gewerbe zeigen die Menorquiner ebenfalls grosse natürliche Anlagen, und man findet eine ansehnliche Anzahl von Werkleuten, welche ohne Gewerbeschule oder sonstige Vorbildung, nur vermöge ihrer Intelligenz, merkwürdig gute Arbeiten zustande bringen. Für die Schiffahrt besitzen sie eine nicht minder grosse Vorliebe, sodass sie zu allen Zeiten treffliche Seeleute abgaben. Ihre Moralität ist in ganz Spanien sprichwörtlich geworden, und wohin sie auch wandern, überall bleiben sie dieser ausgezeichneten Eigenschaft getreu.
Ein anderer charakteristischer Zug der Menorquiner“, sagt der Autor, „ist die Freundlichkeit; ich kann sagen, dass ich bei meinem Aufenthalte auf der Insel und bei meinen vielen Wanderungen nach allen Richtungen, bei welchen ich Personen von jeglicher Bildungsstufe und aus den verschiedensten Kreisen zusammenkam, nicht einem einzigen Menschen begegnet bin, der mich nicht gastfreundlich aufgenommen hätte. Ganz überraschend ist die Freundlichkeit, mit der man namentlich im Innern des Landes bewirtet wird; überall werden freundliche Anerbietungen gemacht, überall ladet man freigebig zum Essen und Trinken ein. „Non som entre Moros“ (wir sind nicht unter Mauren) sagte mit einst ein Bauer, „nehmen sie nur, was sie wünschen“. Besonders unter den jungen Mädchen findet man nichts von jener falschen Scheu, der man in anderen Gegenden begegnet, sondern eine natürliche Freundlichkeit und Lebhaftigkeit, die nur eine freie und sittsame Erziehung zu geben vermag. Gar herzig sind auch die kleinen Kinder, wenn sie mit gekreuzten Armen einem entgegenkommen, damit man sie segne.
Litteratur ist nicht die starke Seite der Menorquiner. Aus den letzten drei Jahrhunderten wurden gleichwohl dem Erzherzog einige siebenzig Schriftstellernamen genannt, darunter einige aus der Gegenwart. Die Bücherschätze, welche die im alten Franziskaner-Kloster untergebrachte öffentliche Bibliothek in Mahon besitzt, betragen 13526 Bände, darunter 55 datierte und 40 undatierte Incunabeln, sowie einige Handschriften. Im Rats-Archiv von Mahon werden mehrere Urkunden aus dem 14. und 15. Jahrhundert aufbewahrt.
Der Volkspoesie widmet das Werk mit Recht eine besondere Beachtung. Hierher gehört auch eine Sammlung von Sprichwörtern, 176 an der Zahl, in welchen vielfach der praktische Verstand und der gesunde Mutterwitz der Insulaner zum Ausdruck kommt; viele beziehen sich auf Wind und Wetter, beides so wichtig für Seefahrer und Landwirte, z.B.: Auch wenn das Jahr gut ist, beklagt sich der Bauer. Besser klein und lebhaft, als gross und dumm. Denke gut von jedermann, aber traue niemand. Wer nicht zu Gott zu beten weiss, der gehe zur See. Heiraten und säen lässt sich nicht raten. Eine Rechnung macht der Esel, die andre der Treiber. Versprechen macht keinen Menschen arm u.s.w.
Viele dieser Volksdichtungen zeichnen sich, ähnlich wie auf Mallorca, durch die Zartheit und Innigkeit der Empfindung aus. Al Beweis nur das eine Gedicht „Mutterliebe“, dessen Motto lautet:
Meine Mutter, meine Mutter,
Die süsseste Gesellschaft;
Wer sie hat, kennt sie nicht,
und wer sie verliert, seufzt dennoch.
Nun wird die Mutterliebe in ihren verschiedenartigsten Bethätigungen, in allen möglichen Lebenslagen gepriesen. So lautet die eine schlicht graziöse Strophe:
Wohin gehst du, Madonna,
Wohin gehst du durch die Felder
Voll Schnee und Gestrüpp,
In dieser Kälte und in diesem Wind?
Wohin gehst du, arme Madonna,
Ohne Mantel und barfuss?
– Etwas Holz zu suchen,
Um zu erwärmen meine Kinder.
Und didaktisch klingt dieses Volkslied voll wunderbaren Wohllautes, tiefen Eindruck hinterlassend, aus:
Wer nicht die Mutter liebt,
Niemand kann er lieben,
Weil eine Mutter eine Märtyrerin ist
Für das Wohl ihrer Kinder.
Sie bewacht uns, wenn wir klein sind,
Und pflegt uns, wenn wir gross sind,
Lacht, wenn wir zufrieden sind,
Weint, wenn wir weinen,
Willfahrt unsere Launen
Was wollen wir mehr wünschen?
Eine merkwürdige Leichtigkeit haben ihre Volksdichter im Improvisieren und einige derselben sind imstande, einen Wettkampf in Versen selbst stundenlang zu führen; manche haben einen satyrischen Charakter und nehmen die Form eines Dialoges an:
Wir fügen nur eine kleine Probe bei:
Zur Zeit meiner Jugend
Gefiel mir sehr das Dichten,
Zeigend die Tugend, die
Gott des Himmels mir gab.
Jetzt aber alt und buckelig,
habe ich alles gehen lassen,
Und mit der Krücke in der Hand
Mache ich auf der Welt, was ich kann.
Juan und die Juana
Gehen zu Holz;
Montag satteln sie,
Dienstag gehen sie weg,
Mittwoch kommen sie an,
Donnerstag fällen sie Holz
Freitag laden sie,
Sonnabend gehen sie weg,
Sonntag kehren sie zurück,
Darum sterben sie vor Hunger.
In Mahon erscheinen vier periodische Zeitschriften, darunter zwei Revistas. Auch Ciudadela hat seine Journale. Selbst für die an kindlichen Spielen sich erfreuende Jugend hat der Erzherzog ein teilnehmendes Auge. Er führt eine ganze Liste, mehr als 200, Kinder- und Jugendspiele auf, viele auch anschaulich beschreibend, wie z.B. Knabenspiele: „Matar Judius“, sodann „Moros en terra“. Ersteres erinnert an die Judenverfolgung, letzteres an die seeräuberischen Überfälle der Mauren. Die erwachsenen Einwohner ergötzen sich meistens am Kartenspiel. Das Werk nennt fünfzig verschiedenen Arten, darunter zwei verbotene, wie „Baccarà“ und „Monte“ (Banca).
Die Lage Menorcas als die östlichste Spaniens im Mittelmeer ist für die Schiffahrt recht günstig und der Schiffsverkehr wird ausserdem beträchtlich durch den Umstand vermehrt, dass Mahon der einzige Lazaretthafen Spaniens im Mittelmeer ist und selbst den grössten und tiefgehendsten Schiffen vortrefflichen Ankergrund gewährt.
Der Handel beschränkt sich auf die beiden Haupthäfen Mahon und Ciudadela, wovon die erstere die Hauptstadt ist, während Ciudadela römischen Ursprungs, schon zur Zeit der Römer und Araber befestigt, noch einen altertümlichen Charakter bewahrt hat. Die Bewohner der letzteren bilden sich viel darauf ein, dass die Stadt fast ganz flach liegt, sie loben ihre Vaterstadt mit den Worten: „so schön flach wie die Hand, überall kann man gehen ohne zu ermüden.“ In Wort und Bild zeigt der Erzherzog während eines Rundganges alle Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt Mahon, welche 18 032 Einwohner zählt. Architektonisch bemerkenswert ist besonders das Rathaus aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts. In Ciudadela geben der dort residierende Bischof mit dem Domkapitel und die grossen Behausungen einiger Adeligen der kleinen Ortschaft mit 8200 Einwohnern noch ein städtisches Ansehen.
Der Hafen von Mahon steht in Verbindung mit dem stattlichen Molo, welcher als Signalturm den wartenden Mahonesern das Herannahen von Schiffen oder ganzen Geschwadern verkündet.
Die Festungsarbeiten zur Verteidigung des inneren Hafens wurden, 1848 begonnen und ohne Unterbrechung fortgesetzt, zur einer Quelle des Reichtums für Menorca. Nicht nur, dass viele Familien der Insel, welche sonst infolge der Missernten hätten auswandern müssen, dort Arbeit finden konnten, sondern dass auch viele aus Mallorca und Ibiza herüberkamen und sich auf Menorca ansiedelten. So wurde eine Werk, das einst zur Zerstörung bestimmt war, eine wirkliche Wohlthat, von Tausenden gesegnet.
Der Erzherzog schliesst sein im grossartigen Stil angelegtes und mit grosser Ausdauer durchgeführtes Werk mit den Worten:
Möge dies für Spanien ein günstiges Omen seiner künftigen friedlichen Entwickelung sein und möge diese Feste auf dem östlichen Vorgebirge Spaniens im Mittelmeere, welche achtunggebietend dessen Wogen beherrscht, gleichsam als riesige Schildwache das häufig zum Zankapfel gewordene Eiland für Spanien beschirmen!
Zante, il fior di Levante – eine kleine Reise auf die Ionische Insel Zakynthos, die Ludwig Salvator 1904 einzigartig monografierte.
Das Ludwig-Salvator-Buchdigitalisierungsprojekt in Kooperation mit der Medienagentur Reithofer & Partner.
Im Frühjahr 2015 fand in Palma de Mallorca – Casal Solleric eine umfassende Ausstellung über Leben und Werk des Erzherzogs statt.
Herbert und der Archeduque – die erste deutschsprachige Filmdokumentation über EH Ludwig Salvator (1983).