ERZHERZOG LUDWIG SALVATOR Der Prinz des Mittelmeeres

LUDWIG - SALVATOR - GESELLSCHAFT

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Auslug- und Wachttürme Mallorcas

Druck und Verlag:  Heinrich Mercy Sohn, Prag
Erschienen:               1916 – posthum

Oktav, XVI, 248 Seiten, 3 Farbtafeln, 1 Illustration, 1 Fotografie

Das letzte Werk Ludwig Salvators, welches erst posthum von seiner Verlassenschaft herausgegeben wurde. Beschreibung der alten Wachttürme an der mallorquinischen Küste.

 
BUCHBESPRECHUNG IM „NEUEN WIENER JOURNAL“ VOM  24.11.1917:

„Das posthume Werk eines edlen Prinzen, der sein Leben der Wissenschaft und der Liebe zur Natur gewidmet hatte, liegt in prachtvoller Ausstattung vor uns. Der Titel lautet „Auslug und Wachttürme Mallorcas. Es ist herausgegeben von dem Kurator der Verlassenschaft des Erzherzogs Ludwig Salvator,
Geheimem Justiz, at und k. k. Rcgierungsrat Dr. Adolf Edlen v. Bachrach. Auf seinem Schlosse Brandeis in Böhmen ist im Herbste des Jahres 1915 der Erzherzog gestorben, fern von der geliebten Baleareninsel Mallorca, aus der er ein Menschenalter verlebt hat – im innigsten Anschluß an die herrliche Natur, ver-
tieft in die Geschichte des ehemaligen Königreiches, das durch Jahrhunderte von spanischen Vizekönigen regiert wurde.

Zahlreiche Werke über Mallorca hat der Erzherzog verfaßt und sich als Schriftsteller und Forscher einen
angesehenen Namen erworben. Sein hinterlassenes Werk ist eine Schilderung und eine historische Monographie der Auslug- und Wachttürme jener sonnigen Baleareninsel, und reicher künst­lerischer Schmuck illustriert den Text. Gleich das Titelbild zeigt eine Reproduktion eines Werkes des Wiener Malers Alexander Rothaug, der erst kürzlich Gelegenheit nahm, im „Neuen Wiener Journal“ an die wundervollen Tage zu erinnern, die er, einer der Intimen des Erzherzogs, bei seinem fürstlichen Gönner auf Mallorca verleben durfte. Prachtvolle Reproduktionen von Gemälden anderer Künstler, die alle Abbilder geben der festungs­artigen Türme, hie Mallorca einst vor Seeräubern schützten, beleben die Darstellung. Erzherzog Ludwig Salvator hatte sich vor den Stürmen des Weltkrieges, und obendrein ein schwerkranker gebrochener Mann, auf seine böhmische Besitzung zurückgezogen. Fern von den sonnigen Küsten Mallorcas hat der fürstliche Verfasser seine Arbeit vollendet. Vor dem breiten Fenster seines Schlosses in Brandeis saß er und träumte von dem Süden, sah die Vogel­ schwärme vorüberziehen. Schwalben, Storche, wie sie den Gestaden seiner Sehnsucht zueilten. Der nordische Herbst war dem greisen Wanderer fremd geworden. Bewundernd schaute er zu, wie die Natur sich vorbereitete für den langen Schlaf, wie die Blatt!‘, war vergebens. Der alte Mann sagte, er hätte den Grund von seinem Vater und wollte sich von demselben nicht trennen.

So vergingen drei Jahre. Eines Tages ging der alle Mann zu seinem Grund, um mit einer Axt die unteren Aeste einiger dicht am Abgrunde wachsenden Kiefern abzuhacken; infolge der durch die am Erdboden liegenden Nadeln verursachten Glätte rutschte ihm der Fuß und er stürzte hinab in die Tiefe, wo er ein elendes Ende fand. Schaut man in der Nähe jener Stelle in die schaudererregende Tiefe, so wird dieselbe durch die Erinnerung an diesen traurigen Vorfall noch schauderhafter, und unwillkürlich zieht man sich vom Rande des Abgrundes zurück. Der Sohn des alten Mannes betrachtete diesen Vorfall als eine Strafe dafür, weil sein Vater mir den Grund nicht verkaufen wollte. Er kam gleich zu mir und bat mich auf das inständigste, ihm den Grund abzukaufen, was ich ihm auch zusagte. Nachdem die notwendigen Formalitäten erfüllt und
der Vertrag unterschrieben war, gab sich der gute Mann zufrieden. Seit jener Zeit sind schon viele Jahre verstrichen und manchmal gehe ich hin und sitze dort einige Stunden, namentlich mit Fremden, im Schatten des nahen Kiefernwäldchens. Aber jedesmal gedenke ich noch im stillen Gebet des alten Mannes, der dort seiner Liebe zu der Scholle zum Opfer fiel.

Das posthume Werk des Erzherzogs Ludwig Salvator ist eine Hinterlassenschaft, würdig dieses hochgesinnten Prinzen, der sein Leben der Wissenschaft und der Andacht vor der Natur ge­widmet hat.“