ERZHERZOG LUDWIG SALVATOR Der Prinz des Mittelmeeres

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Antonietta Lancerotto

1869/70 (Venedig) – 17.6.1942 (Valldemossa/Mallorca)

Die aus einer einfachen venezianischen Familie stammende Antonia Lancerotto kam zwischen 1883 und 1890 als Gesellschafterin und Kindermädchen nach Mallorca, wo sie im Haushalt von Antonio Vives und dessen venezianischer Gattin, der Gräfin Luisa Venezze y Fole, lebte. 

Sie begleitete die Familie auch auf zahlreichen Reisen mit der „Nixe“ und erlangte dabei rasch die Gunst des Erzherzogs. In seinem 1897 erschienenen Buch „Cannosa“ bezeichnete er sie bereits als „das Ideal weiblicher Sanftmut“ und als Seelenfreundin. Seine Zuneigung für die Venezianerin zeigte er aber auch in Form unzähliger Liebesbriefe und jährlicher Schmuckgeschenke, die er stets in Form eines Herzens nach eigenem Entwurf von italienischen Juwelieren herstellen ließ.

Das Tagebuch Antonietta Lancerotto stellt die einzige erhaltene Aufzeichnung eines erzherzoglichen Reisegenossen dar, die vor allem die detaillierte Rekonstruktion der Reisebewegungen Ludwig Salvators im frühen 20. Jahrhunderts ermöglicht. Da anlässlich der großen Orientreise 1898/99 ein gewisses „Beziehungsdurcheinander“ innerhalb der Entourage des Erzherzogs entstanden war und sich auch Nachwuchs ankündigte, veranlasste Ludwig Salvator im Sommer 1899 nicht nur die rasche Wiederverheiratung seines Sekretärs Antonio Vives mit der schwangeren jungen Mallorquinerin Aina Ripoll Canals, sondern auch die Vermählung von Antonietta Lancerotto mit dem seit vielen Jahren als Matrose und später als „Schiffskommissär“ in seinen Diensten befindlichen Mallorquiners Bartolomeu Calafat Morey in Venedig. Damit war zumindest dem Schein genüge getan.

Nach dem endgültigen Bruch mit Catalina Homar im Spätsommer 1899 war und blieb Antonietta Lancerotto die unangefochtene weibliche Favoritin des Erzherzogs, die ihn fortan dauerhaft bis zu seinem Tod 1915 begleitete. Sie bezeichnete sich als „Dame des Hauses“ und dürfte diese Funktion besonders im Rahmen der zahlreichen mehrmonatigen Aufenthalte in den erzherzoglichen Haushalten in Ramleh/Ägypten und Zindis/Italien ausgeübt haben. Ludwig Salvator widmete ihr das 1900 von ihm publizierte Buch „Ramleh als Winteraufenthalt“. Am 29.1.1902 gebar sie in der vom Erzherzog gemieteten Villa Sargint im Nobelvorort der Inselhauptstadt Zakynthos ihre erste Tochter Antonietta Magdalena Luigia und am 22.12.1905 in der ebenfalls gemieteten Villa Fels auf Corfu ihre zweite Tochter Teresa Antonia Maria.

Als sich bei der Testamentseröffnung Ludwig Salvators herausstellte, dass er Antonietta Lancerotto entgegen angeblichen Versprechungen weder mit dem wertvollen Schmuck seiner Mutter noch mit Liegenschaftsbesitz auf Mallorca bedacht, sondern sein gesamtes Vermögen seinem Sekretär und Freund Antonio Vives und dessen (vier) Kindern hinterlassen hatte, versuchte Antonietta Lancerotto vergeblich, ihre vermeintlichen Erbansprüche von 1,5 Mio. Kronen vor den Prager und Wiener Verlassenschaftsgerichten durchzusetzen.

Immerhin korrigierte Antonio Vives, der nur drei Jahre nach dem Erzherzog in Brandeis starb, diese Situation, indem er Antoniettas Gatten Bartolomeu Calafat „in Erfüllung des deklarierten mündlichen Willens“ von Ludwig Salvator das mallorquinische Landgut Son Gallard in Valldemossa vermachte.

Im August 1919 kehrte die vierköpfige Familie Calafat-Lancerotto über Venedig nach Mallorca zurück. Trotz des Testaments von Antonio Vives kam es jedoch nicht zu einer Übertragung der Finca Son Gallard an Bartolomeo Calafat, sondern lediglich zu einer finanziellen Abfindung.

Ihre älteste Tochter Antonietta heiratete – ähnlich wie die Vives-Tochter Gigetta – ein Mitglied der zakynthischen Tsilimigras-Familie, der auf Mallorca den Namen Mimas Cilimingras führte.

Dass die Italienerin Antonietta Lancerotto auf Mallorca bis zum heutigen Tag nicht als „Maitresse en titre“ Ludwig Salvators angesehen wird, ist einfach zu erklären. Einerseits wird dort aus national-folkloristischen Gründen der Mythos von Catalina Homar als wichtigster (und tragischer) Geliebter des Erzherzogs gepflegt, andererseits war die Venezianerin in der intensivsten Beziehungszeit ebenso wie Ludwig Salvator rund zehn Jahre lang nicht auf Mallorca und erfuhr zudem durch das erzherzogliche Testament keine wahrnehmbare gesellschaftliche Anerkennung auf der Insel.

Antonietta Lancerotto lebte bis zu ihrem Tod im Juni 1942 in einem kleinen Haus in Valldemossa, umgeben von zahlreichen Erinnerungsstücken an ihre einst glückliche und ereignisreiche Zeit am kleinen Hof des Erzherzogs.