ERZHERZOG LUDWIG SALVATOR Der Prinz des Mittelmeeres

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GH Pietro Leopoldo - Kaiser Leopold II.

5. Mai 1747 (Wien) – 1. März 1792 (Wien)

 

Der väterliche Urgroßvater Ludwig Salvators war Erzherzog von Österreich, der von 1765 bis 1790 als Pietro Leopoldo Großherzog der Toskana sowie von 1790 bis 1792 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und König von Böhmen, Kroatien und Ungarn, etc. war.

Mit einer Politik der Aufklärung machte der Bruder von Joseph II. das Großherzogtum Toskana zu einem Musterstaat. In seiner  kurzen Zeit als deutsch-römischer Kaiser sowie Herrscher über die Habsburgermonarchie war er bestrebt, die Unruhen als Folgen der überstürzten Reformpolitik seines Vorgängers zu beenden. Auch außenpolitisch versuchte er ausgleichend zu wirken. Der Krieg mit den Osmanen wurde beendet und ein Ausgleich mit Preußen gefunden. Seine Haltung gegenüber der Französischen Revolution war zwiespältig. Einerseits begrüßte er die konstitutionelle Monarchie, andererseits unterschätzte er die Dynamik der Bewegung und trug mit der Pillnitzer Deklaration zum Ausbruch des Ersten Koalitionskrieges bei.

Leopold wurde als neuntes Kind der Erzherzogin Maria Theresia von Österreich und des römisch-deutschen Kaisers Franz Stephan von Lothringen geboren und auf den Namen Petrus Leopoldus Ioannes Antonius Joachim Pius Gotthardus getauft. Leopold hatte zwei ältere und zwei jüngere Brüder, darunter sein Vorgänger als Kaiser, Joseph II., und Maximilian Franz, der spätere Kurfürst von Köln. Von seinen elf Schwestern starben fünf schon früh. Leopolds jüngste Schwester war die 1755 geborene Marie-Antoinette, die spätere französische Königin.

Leopold erhielt eine hervorragende, der Aufklärung verpflichtete Erziehung. Der bedeutendste seiner Lehrer war der Rechtsgelehrte und Universitätsprofessor Carl Anton Martini. Von diesem wurde er auch in die Naturrechtslehre eingeführt. Leopold interessierte sich besonders für Naturwissenschaften und Technik. Er sprach neben Deutsch auch Französisch und ein wenig Tschechisch und beherrschte Latein. Er erlernte auch Italienisch, das später seine bevorzugte Umgangssprache wurde. Von der Mutter erbte er ein „gutes, großmütiges und mitleidiges Herz,“ vom Vater Nüchternheit bis hin zur Pedanterie, aber auch starke Sinnlichkeit. 

Im Jahr 1765 reiste Leopold zusammen mit den Eltern nach Innsbruck, um von dort aus seiner Braut, der spanischen Prinzessin Maria Ludovica, entgegen zu reisen. Die offizielle Eheschließung war bereits in Vertretung am 16. Februar 1764 in Madrid erfolgt. Die Hochzeit fand am 5. August 1765 in Innsbruck statt. Kurz darauf, am 18. August, starb in Innsbruck der Kaiser und Leopold übernahm die Herrschaft in der Toskana, die damit zur habsburgischen Sekundogenitur wurde. Die Triumphpforte in der Stadt erinnert sowohl an die Hochzeit wie auch an den Tod des Vaters. Aus der Ehe gingen sechzehn Kinder hervor.

Die wirtschaftliche Lage des Großherzogtums war ausgesprochen schwierig, als Leopold die Macht übernahm. Ein Grund dafür war die letzte große Hungersnot, die Italien heimsuchte und die zu dieser Zeit allmählich zu Ende ging. Allerdings waren die Probleme auch strukturell bedingt. Unter den letzten Herrschern aus dem Haus Medici stagnierte die Entwicklung. Auch Leopolds Vater hatte sich nicht wirklich intensiv um das Land gekümmert und ließ es von Beauftragten verwalten. Aus diesem Grund kam die Forderung Josephs II. auf Herausgabe der „toskanischen Reservekasse“ Leopold sehr ungelegen. In dem folgenden Konflikt mit dem Kaiser unterlag er, was die Beziehung zwischen den Brüdern dauerhaft verschlechterte.

Als Großherzog machte Leopold sich einen Namen als Initiator vieler Reformen im aufklärerischen Sinn, allerdings behutsamer und gemäßigter als sein Bruder, Kaiser Joseph II. Die Leitung der toskanischen Regierung ging von dem Marchese Antoniotto Botta Adorno auf Franz Xaver Wolfgang von Orsini-Rosenberg über. Mit ihm begann die Zeit der großen Reformen im Großherzogtum. Dabei arbeitete Orsini-Rosenberg eng mit einheimischen Persönlichkeiten zusammen. Eine systematische statistische Erhebung über die Wirtschaft des Landes sollte die Grundlage für zukünftige Entscheidungen schaffen. Der bisher reglementierte Handel mit Getreide, Mehl und Brot wurde 1766 gesetzlich freigegeben. Dies sorgte im Ausland, insbesondere unter den Physiokraten, für Aufmerksamkeit.

In den folgenden Jahrzehnten machte Leopold die Toskana mit einer stetigen Reformpolitik zu einem Musterstaat. Zwar hatte er stets auch die habsburgischen Interessen in Italien und im Mittelmeerraum im Auge, gleichwohl versuchte er gegenüber Maria Theresia und dem Kaiser eine eigenständige Rolle zu spielen. Im Inneren wurde 1768 die Generalpacht aufgehoben und die Steuereintreibung verstaatlicht. Für den bäuerlichen Besitz wurde die Erbpacht eingeführt. Auch griff die Regierung in kirchliche Rechte ein. So wurden Maßnahmen getroffen, um das weitere Anwachsen des unproduktiven Vermögens zur toten Hand zu verhindern, das Kirchenasyl wurde aufgehoben und kirchliche Gefängnisse wurden dem Staat unterstellt. In der Kirchenpolitik gab es durchaus Gemeinsamkeiten zwischen Leopold und Joseph II. Beide besuchten demonstrativ gemeinsam das Konklave von 1769. Im Jahre 1770 reiste Leopold mit seiner Frau nach Wien. Gleichzeitig beendete Orsini-Rosenberg seinen Dienst im Großherzogtum.

Seither wurde die Politik im Wesentlichen von Leopold selbst bestimmt. In dieser Zeit der Selbstherrschaft wurden die Zünfte abgeschafft, es wurde eine Handelskammer gegründet, die Gewerbefreiheit und eine neue Gemeindeordnung eingeführt. Des Weiteren wurden schrittweise die alten Verwaltungsstrukturen modernisiert und das Land in einen Einheits- und Flächenstaat verwandelt. In diesen Zusammenhang gehört auch die Reform des Gesundheitswesens und der Polizei. Die Armee wurde aufgelöst und durch eine Bürgermiliz ersetzt.

Diese Reformpolitik griff naturgemäß in zahlreiche Interessen und alte Gewohnheiten ein. Bemerkenswert ist, dass Leopold die Maßnahmen zunächst in Teilgebieten des Landes auf ihre Praktikabilität testete, ehe sie im ganzen Großherzogtum eingeführt wurden.

Durch längere Aufenthalte in Wien in den 1770er Jahren lernte er das Regierungshandeln und die Arbeit der Behörden der Habsburger Monarchie, aber auch den Zustand der Familie noch besser kennen. In seinen privaten Aufzeichnungen, die er zum Teil in einer eigenen Geheimschrift verfasste, werden dabei deutliche Vorbehalte gegenüber dem zentralistischen Absolutismus seines Bruders deutlich. Statt einer Ausweitung der Bürokratie plädierte Leopold für eine Ausweitung der ständischen Selbstverwaltung, für eine Bauernbefreiung, religiöse Toleranz, Gewerbefreiheit und die Abschaffung der Zensur. Unmittelbar nach seiner Rückkehr in die Toskana plante er trotz Bedenken seiner Mitarbeiter die Einführung einer repräsentativen Verfassung. Dabei orientierte er sich einerseits an bestehenden ständischen Strukturen wie etwa in Ungarn, in den österreichischen Niederlanden oder in Tirol. Auf der anderen Seite spielten Vorbilder wie die Schweiz oder Pennsylvania eine Rolle. Einen ersten Entwurf legte Leopold 1779 seinem Vertrauten Francesco Maria Gianni vor. In den folgenden Jahren arbeiteten beide daran weiter, ehe 1782 eine kleine Gruppe weiterer Berater und Gutachter hinzugezogen wurde. Verschiedene vor allem außenpolitische Umstände und Konflikte mit dem Kaiser verhinderten jedoch eine Umsetzung.

Später äußerte Leopold sogar die Absicht, das Großherzogtum zu einer konstitutionellen Monarchie zu machen. So erklärte er 1789: „Der Gedanke, den Souverän der Nation über Zustand und Verwaltung ihrer Finanzen Rechenschaft ablegen zu lassen, dünkt mich rühmenswert, gerecht und nützlich, denn die Finanzen gehören wie alles Übrige dem Volke, und der Souverän ist nur der Verwalter, somit zur Rechenschaft verpflichtet“ und setzte, wohl unter dem Eindruck der Französischen Revolution und der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, im folgenden Jahr hinzu: „Ich glaube, dass jedes Land ein Grundgesetz oder einen Vertrag zwischen Volk und Souverän haben soll, welches die Macht des letzteren beschränkt; dass, wenn der Souverän dieses Gesetz nicht hält, […] man ihm zu gehorchen nicht mehr verpflichtet ist. Ich glaube, dass die ausübende Gewalt dem Souverän, die gesetzgebende aber dem Volke und seinen Repräsentanten zusteht… Denn der einzige Zweck der Gesellschaften und der Regierungen ist das Glück der Individuen.“

Joseph II. hingegen plante die Toskana direkt an die Habsburgermonarchie anzuschließen. Außerdem zwang er Leopold, seinen Sohn Franz nach Wien zu schicken, damit dieser auf die Übernahme der Herrschaft vorbereitet werden konnte.

In den letzten Jahren als Großherzog setzte Leopold mit seiner Justizreform noch einmal europaweit beachtete Zeichen. Im Jahr 1786 schaffte er Todesstrafe und Folter ab und machte die Toskana so zum ersten Staat ohne Todesstrafe. Außerdem wurde die Schuldhaft abgeschafft und für Verbrechen und Vergehen galten im Vergleich mit anderen Staaten nur milde Strafen. Geplant war noch eine umfassende Reform des Bildungswesens, zu der es aber nicht mehr gekommen ist.

Nach Josephs überraschendem Tod übernahm Leopold die Herrschaft über die habsburgischen Erblande und wurde als Leopold II. am  9. Oktober 1790 in Frankfurt am Main zum römisch-deutschen Kaiser gekrönt. 

Leopold stand anfangs der Französischen Revolution, aber auch der polnischen Verfassung von 1791 positiv gegenüber, sah er darin doch einen vergleichbaren Geist wie in seiner Politik in der Toskana. Die revolutionäre Dynamik hat er allerdings unterschätzt. Auf Drängen der französischen Emigranten verfasste er das Rundschreiben von Padua vom 6. Juli 1791 zugunsten des französischen Königspaares. Im August 1791 proklamierte er zusammen mit König Friedrich Wilhelm II. von Preußen und einigen adligen Emigranten die Pillnitzer Deklaration. Diese betonte das Interesse an einer vollständigen Restauration der Monarchie in Frankreich. Auch kündigte man eine militärische Intervention an, sofern alle übrigen europäischen Mächte sich daran beteiligen würden. Dies bedeutete bei aller Rhetorik de facto eine Absage an eine Intervention, da klar war, dass keineswegs alle Mächte sich daran beteiligen würden. Die Pillnitzer Erklärung sollte das revolutionäre Frankreich einschüchtern und zu einer gemäßigten Politik bewegen. Das Gegenteil war allerdings der Fall. Die Erklärung verstärkte die französische Kriegsbereitschaft und verschlechterte die Position von Ludwig XVI. und Marie-Antoinette. Sie wurde damit zu einem der Auslöser für den ersten Koalitionskrieg.[9] Angesichts der gerade erreichten Überwindung der Kriegsgefahr mit Preußen und des Friedens mit den Osmanen wollte Leopold keinen Krieg mit dem revolutionären Frankreich. Kurz vor seinem Tod erkannte er allerdings die Gefahr, die von Frankreich ausging. Er schloss mit Preußen am 7. Februar 1792 eine Defensivallianz, lehnte aber weiterhin eine Intervention in Frankreich selbst ab.

Leopold II. starb völlig unerwartet am 1. März 1792. Sein überraschender Tod nährte Gerüchte über einen Giftmord. Sein Nachfolger wurde sein Sohn Franz als Franz II., der sich von der Reformpolitik seiner beiden Vorgänger abwandte.